Wentworth - Stadt an der River Junction

Die Stadt wurde nach William Charles Wentworth benannt. Dieser bekannte und geachtete Parlamentarier in NSW hatte 1813 zusammen mir Blaxland die erste Überquerung der Blue Mountains geschafft. So wurde damals der Weg nach Bathurst und ins Inland möglich.

Der Zusammenfluss zweier großer Ströme ist überall auf der Welt ein sehenswertes Ereignis. Ich hatte meine Aufnahmen vom Gerüst gemacht und ging wieder zum Parkplatz, wo meine Frau wartete. Da sah ich zwei Australier, in etwa meinem Alter, die sich bemühten, zwischen Schilf und Ufer einen Blickwinkel für eine Fotoaufnahme zu finden. Ich machte sie auf das Gerüst aufmerksam. Doch unfreundliche Menschen gibt es eben nicht nur in Deutschland. Die beiden haben nicht mal geantwortet. Und als wir vom Lock 10 wieder zum Auto gingen standen beide dann doch auf dem Gerüst. Und die beiden unten wartenden Frauen grüßten uns freundlich und sagten „Dankeschön für den Tipp!“. Einer der Männer hatte Schuhe und Strümpfe ausgezogen. Flood Levels am Lock 10, Fluutmarken bei Schleuse 10 am Murray RiverSind wohl nass geworden. Bevor wir Lock 10 besichtigten diskutierten wir über einen immer wieder in DU für uns auftauchenden Widerspruch. Allerdings erfolglos. Wer die oben angeführten Flusslängen noch ein Mal liest, wird bemerken, dass der Darling River 210 Kilometer länger ist als der Murray River. Trotzdem findet man überall die Bezeichnung: „Murray River- der längste Fluss Australiens“, obwohl die Bezeichnung „größter Fluss“ sicher treffender wäre.

Am Lock 10 imponierte wieder der angezeigte Wasserhochstand 1956. Unglaublich, wenn man da unten steht und zum damaligen Hochwasserstand aufschaut. Ansonsten unterscheiden sich der Schleusen und Staubereich nicht von den bisher gesehenen. Aber wir hatten von der netten Dame im Visitor Centre gehört, welche Anstrengungen die Bewohner 1956 unternahmen, um die Stadt vor dem Hochwasser zuretten. Man hatte einen „Flutplan“ erarbeitet, der für Monate jeden Mann, ob am Tag oder in der Nacht, seine Aufgabe zuwies. Das war die Voraussetzung, damit die Bewohner mit dem “little grey“ TEA20 Traktor von Ferguson, mittlerweile eine australische Ikone, einen Damm errichten konnten 35 solcher Traktoren wurde benötigt. So gelang es 1956 die Stadt vor dem Hochwasser zu schützen. Ein heutiges Traktor- Denkmal in der Adams Street erinnert daran.

Beim alten Friedhof gelang das leider nicht. Ungehemmt überflutete das Wasser die Gräber. Und es war nicht selten, dass sogar Särge, durch das Hochwasser frei gespült, auf dem Fluss wie Boote schwammen.
Perry SandhillNatürlich sind wir den auch den weiteren Empfehlungen der Dame vom Visitor Centre gefolgt und haben anschließend Perry Sandhill besucht. Entlang des Silver City Hwy kommt kurz nach dem nördlichen Ende der Stadt ein Abzweig, der eigentlich ins Outback führt und Renmark Road heißt. Hier regieren wieder die frei herum laufenden Rinder, die wir am Oodnadatta Track so oft gesichtet haben. Nach einer kurzen Fahrt von nur vier Kilometern erreichen wir die berühmten Sandberge.

Nach geologischen Untersuchungen entstanden diese Sandformationen nach der Eiszeit vor 40 Tausend Jahren. Und der Wind und die Erosion haben in viel tausendjähriger Arbeit daraus die heutigen Sand Hills gemacht. Schon die Ureinwohner nutzen nachweislich diese Landschaftsformation als Wohngebiet und zur Jagd. Und sicher liegen noch viele Beweise der Lebensform des Barkindji Aboriginal People unentdeckt unter dem Sand. So wie sicher auch weitere hier gefundene Skelettreste von früheren Riesen Tieren wie Kängurus, Löwen(!), Emus und auch Wombats. Die Nachbildungen dieser Tiere sind im Pionier Museum in der Beverly Street, gegenüber dem alten Gefängnis, zu sehen. Und wieder haben wir etwas gelernt. Der australische Beutel Löwe (Thylacoleo camifex), der vor 30tausend Jahren ausstarb, war das größte fleischfressende Säugetier, das je in Australien lebte.

Erstaunlich, dass sich die Sauberkeit in der Stadt sogar im Umfeld fortsetzt. Das Gelände um Perry Sandhills ist sehr gepflegt. Vielleicht auch deshalb, weil sich hier eine ideale Kulisse für Filme, TV Shows, sogar Theater- und Musikaufführungen befindet? Eine erstaunliche Sauberkeit, weil sogar die Stadtväter die Sandhügel als idealen Ort für einen Familienausflug empfehlen. Wir waren sehr beeindruckt.

Noch etwas. Im 2. Weltkrieg nutzen die Australier die Sandhügel als Bombenübungsplatz. Schon damals befand sich ein Flugplatz am Stadtrand.

In Wentworth kann man viele gut erhaltene koloniale Gebäude besichtigen. Dazu reicht auch das langsame Durchfahren. Die ältesten repräsentativen Gebäude in der Stadt sind die Kirchen. Das schon 1859 erbaute presbyterianische Pfarrhaus steht nicht mehr. Aber die Kirchen mit dem Baujahr von 1871 lassen sich schon sehen.

Old Wentworth GoalOld Wentworth Gaol, das zwischen 1871 und 1881 errichtet wurde, war ein kleines einstöckiges Ziegelhaus. Aber immerhin das erste von Australiern selbst konstruierte Gefängnis. Bald jedoch ersetzte ein neues Gefängnis den überfüllten Erstbau. Mit größeren Zellen. Es diente bis 1927. Danach wurde das Gebäude der Zentralen Schulbehörde überstellt. Man brauchte zusätzlich Klassenzimmer. Bis 1963 währte die Nutzung als Schulgebäude. Heute ist das bemerkenswert gut erhaltene Bauwerk eine Touristenattraktion, da es neben der baulichen Besichtung auch Hinweise über die rauen und kompromisslosen Bedingungen gibt, unter denen die ersten weißen Strafgefangenen versuchten zu überleben. Sie haben richtig gelesen. Versuchten! Denn die Regierung von NSW hatte von Anfang an das Gefängnis in Wentworth für die gefährlichsten Straftäter vorgesehen, über deren Ableben man sich sicher nicht gegrämt hätte.

Ein solcher Besuch wird durch die Besichtigung im gegenüberliegenden Pionier Museum abgerundet. Unter der Schirmherrschaft des Rotary Clubs sind hier über 3000 Funde, die in und um Wentworth entdeckt wurden, ausgestellt und erklärt. Außerdem soll die dort befindliche fotographische Dokumentation über die Flussschifffahrt und die historischen Gebäude der Stadt eine der umfangreichsten in Australien sein.

Ein bemerkenswerter Besuch in einer „Outbackstadt“, die ich mir so modern nicht vorgestellt hatte. Und wir fuhren weiter, auf direkten Weg nach Mildura. Mit dem Gedanken „Wenn es uns dort nicht gefällt fahren wir zurück nach Wentworth.

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