Bedeutungsvoller wirkt da weiter stromaufwärts schon die Stauung des Rivers durch den Weir zum Lake Mulwala. Der Weir liegt an einer für Rindertransporte genutzten Stock Route, da der Staudamm zwischen Yarrawonga und Mulwala befahrbar und begehbar ist. Und dann gibt es noch die „berühmte“ Brücke über den Lake. Berühmt deshalb, weil beim Bau der 488 Meter langen Brücke wohl ein Bauleiter fehlte. Wie ist es sonst zu erklären, dass man in Brückenmitte eine Kurve mit Gefälle einbauen mußte, damit beide Teile passen? Der Lake Mulwala ist nicht nur ein gesuchtes Naherholungsgebiet für Wasserfreunde und Wasserski Fans, ein Eldorado für Dorsch Angler. Nein! Von ihm geht der Mulwala Canal ab. Mit einer Länge von 120 Kilometern ist er Australiens größter Bewässerungskanal (Also schon der zweite Rekord!). Dieses 1935 vollendete Bewässerungsnetz versorgt mit einem Netzwerk vom 2800 Km Nebenadern auf 750 Tausend Hektar über 2100 Farmen mit Wasser. Ganz schön gigantisch. Nur noch weitere 50 Kilometern, dann kommt Corowa. Mehr oder weniger auch eine Doppelstadt! Nämlich dann, wenn man die 11 Tausend Einwohner Stadt mit der auf der anderen Seite des Murray River liegenden Ortschaft Rutherglen, einem Weingutzentrum verbindet. Und das tun die Einwohner immer dann, wenn es zum Vorteil des Ortes ist. Corowa stellt im Gegensatz zu vielen anderen Murray Städten seine Golfmöglichkeiten über die historische Bedeutung. Man ist stolz bei den Golfplätzen unter den Top 100 Australiens gezählt zu wird. Man ist stolz auf die Spielkasinos. Zu Unrecht, wie ich meine. Denn ganz nebenbei erfährt man, dass 1893 in Corowa eine Konferenz stattgefundene hat, in deren Folge energisch die Bildung der Föderation 1901 vorangetrieben wurde. Im alten Gerichtsgebäude wurde damals die Verfassung für die junge Nation nach Vorstellungen des damaligen PM von NSW Sir Henry Parkes erarbeitet
Viele Gebäude der Stadt stehen unter Denkmalschutz.Im Twin Ort Rutherglen, nur etwa 4 Kilometer südlich von Corowa, dominieren 14 große Weingüter. Kein Reiseunternehmen, dass nicht Verträge mit einem der Güter in Australiens ältestem (noch eins!) Weingebiet hat. Der gute Boden und das milde Klima lassen Trauben für besonders süffige Südweine wachsen. Muskateller und Tokaier sind besonders beliebte Produkte des Weinanbaugebietes.
Und dann kommen schon nach weiteren 44 Kilometern die Twin Städte Wodonga, in Victoria liegend, und Albury in NSW. Ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, an dem sich fünf Highways treffen. Und da ist ja auch noch die Wasserstrasse Murray River. Die Städte gehen fließend ineinander über. Die Grenze ist der Fluss. Aber im immer dichteren Verkehr merkt man kaum, dass man die Grenze passiert. Dem trugen die Stadtväter Rechnung und haben die Twin Städte unter einheitliche Verwaltung gestellt. So lautet wenigstens eine Information von AA Education Network.
Seit dem 4. März 2007 gibt es nun endlich auch noch eine Erweiterung des Hume Hwy, die den „Grenzverkehr“ sehr entlastet.
Die erste Brücke über den Murray River baute man 1860.
Wodonga ist der erste Ort der Twin Town, auf den man, vom Murray Valley Hwy kommend, trifft. Eingebettet in ein Tal, das von Bergen beschützt und vom Fluss durchquert wird. Die beiden stark zusammenhängenden Gemeinden wurden 1851 durch die Grenzregelung zwischen NSW und Victoria getrennt.
Die benötigte günstige Direktverbindung von Melbourne nach Sydney war der Grund für den Eisenbahnbau. 1873 erreichten die Eisenbahn von Melbourne und 1883 schließlich auch die Linie vom Norden die Albury Wodonga. Bis 1962 gab es bei jeder Zugankunft zum Zwecke der Weiterfahrt ein ziemliches Gerangel auf dem Bahngelände! Die Spurbreiten der Schienen zwischen Victoria und NSW waren nämlich unterschiedlich. Wieder so ein Selbsttor der britischen Administration. Eines dieses falschen Anspruchsdenkens der territorialen Regierungen, die die Entwicklung der Wirtschaft des Kontinents so unheimlich hemmten. Das sahen damals die Stadtväter von Wodonga- Albury aber als einen Vorteil. Durch die unterschiedlichen Spurbreiten der Eisenbahn wurden ihre Orte, so zu einem wichtigen Warenumschlagplatz. Auch die Passagiere von Melbourne fuhren dann ab 1881 noch auf der Breitspurlinie über die gebaute Eisenbahnbrücke, um dann in Albury auf die NSW Normalspurbahn umzusteigen. Das haben die Australier aber nicht als Rekord registriert.
Wodonga, obwohl kleiner als Albury, ist eine Industriestadt. Die Umgebung mit Landwirtschaft und Forst ermöglichte die Entwicklung einer großen holzverarbeitenden Industrie, wobei besonders Papier und Pappe, wie auch in Albury, hergestellt werden. Große Tiernahrungshersteller produzieren in Wodonga ebenfalls. Es gibt im Ort fünf (!) Krankenhäuser und einen großen Militärstandort. Außerdem ist Wodonga Universitätsstadt.
Foto: Dieter Tischendorf
OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.