Die moderne Australierin

Die Australierin im 21.Jahrhundert



Mein Eindruck bei den häufigen und zum Teil auch langen Aufenthalten in Australien ist, dass die Frau von heute im gesellschaftlichen Leben und in der Politik mehr ernst genommen wird als in Deutschland. Die wohl letzte Männerbastion im öffentlichen Leben, der Job als Lebensretter am Badestrand, ist mittlerweile auch erobert.

Doch in der Wirtschaft und in den Aufsichtsräten, in Managerfunktionen ist das noch nicht so. Bei einem Treffen von Frauen in verantwortlichen Positionen aus den USA, aus Frankreich, England und Deutschland war der generelle Tenor, dass die Frau, um in eine solche Führungsposition zu gelangen, bedeutend mehr leisten und kämpfen muß als ein Mann.

In Down under sind 40% der Arbeitnehmer Frauen. Durch Frauen, nämlich die Beschäftigten im Gesundheits- und Betreuungssektor, wurden auch die meisten Streiks gegen schlechte Arbeitsbedingung organisiert.

Die Frauen in Australien genießen ihre erkämpfte Stellung auch in der Familie. Allmählich sind das wirtschaftliche Sagen und die Verwaltung des Einkommens auf die Frau übergegangen. Nicht selten sieht man am Sonntagvormittag Frauen beim Frühschoppen. Und gemeinsame Urlaubsreisen von Freundinnen sind genauso angesagt wie das Mitsprache- oder sogar Entscheidungsrecht bei familiären Dingen, „Die Männer sollen auch mal was im Haushalt tun“ ist ein häufig gehörter Kommentar. „Deshalb sind wir froh, dass die aus dem Barbeque eine Männerdomäne gemacht haben. Einschließlich anschließenden Aufwaschs der gebrauchten Gegenstände“ sagte mir eine der Gesprächteilnehmerinnen im German Club Adelaide unter zustimmenden Nicken der anderen Frauen.
Es ist typisch für die Australierin, dass sie umworben sein möchte und beim gemeinsamen Weggehen auch die volle Aufmerksamkeit des Partners erwartet.
In einem Pub in Raymond Terrace haben wir eine Gruppe junger Leute erlebt. Die jungen Männer gingen sofort zur Bar und tranken. Die jungen Frauen spielten etwa 40 Minuten Billard, gingen dann zur Bar und fragten „What’s on?“ Bekamen aber von ihren „Begleitern“, die im angeregten Gespräch waren, keine Antwort. „Bye“ sagten die Mädels und gingen.

Unter Gleichberechtigung versteht die Australierin auch die Würdigung ihrer täglichen Leistung. Und natürlich sorgt sie auch dafür, dass der Mann diese erfährt.

Erstaunlich für mich war, dass Australierinnen, die ehemalige Deutsche sind, weniger tolerant und locker mit Kritik oder kleinen Neckereien umgehen können als die in Down under Geborenen. Obwohl sie relativ unpolitisch denken, haben sie sich auf die Anti- Howard Kampagne eingeschossen. Sie pflegen, wie in mancher deutschen Kleinstadt, auch in den German Clubs den internen Klatsch. Diese Clubs haben aber wohl keine große Perspektive mehr, da junge Menschen sich für angebliche Traditionspflege des „Deutschtums“ einen Dreck interessieren. Und das ist gut so.

Am schlimmsten fand ich bei den Diskussionen den von den anderen unwidersprochenen Kommentar einer fast 80 jährigen Dame, die aber geistig und körperlich noch sehr rüstig war. Sie wünschte sich den „White Australian Policy“ wieder in Australien. Dieses Gesetz, zunächst 1856 in Victoria zur Einwanderungserschwernis für Chinesen geschaffen, wurde später auf alle nichteuropäischen Siedler ausgedehnt. Erst 1973 wurde es offiziell abgeschafft. Aber wohl nicht in allen Köpfen!
Und irgendwie mußte ich bei den Gesprächen mit den Australierinnen immer an die Worte des ehemaligen Bayern Alois, den wir in Mt. Barker kennen gelernt hatten, denken. „Eigentlich sind die Menschen überall gleich.“
Oder doch nicht?

Ich habe erfahren, dass in Down under zunehmend Frauen mittleren Alters als Pflegerinnen für ehemalige und nunmehr wohlhabende Deutsche gesucht werden. Die erhöhte Lebenserwartung zeitigt in Down under ein sehr interessantes Phänomen. Bei schon länger in Australien lebenden älteren Deutsche kommt es mit zunehmendem Alter zu einem Verlust des „Kurzzeitgedächtnisses“. Der „ehemalige“ Deutsche spricht plötzlich nur noch Deutsch, weiß nicht, dass er in Australien ist, versteht nur noch wenige englische Worte und hat eine akribische Erinnerung an seine Jahre in Deutschland.

Weiterlesen: Guten Tag Darwin 2006

OzBus Reporter

Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.

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