Gold Pipeline

C Y O'Connor C Y O'Connor
Es bestand für das Goldfeld ein wirkliches Problem. Wie die vielen Menschen mit Wasser versorgen? Woher Wasser für den Goldabbau nehmen? Am Anfang reichten noch Kameltransporte vom 500 Kilometer entfernten Northam. Die auf Rekorde verrückten Australier verkündeten dabei natürlich gleich einen neuen Weltrekord. Eines ihrer Kamele war 600 Meilen (965 Kilometer) ohne Wasseraufnahme marschiert. Auf die Gewinnung von Kondenswasser aus dem Salzwasser der Seen spezialisierten sich kleine Unternehmen, die damit reicher wurden als die meisten Digger. Auch abgekochtes Wasser aus den überfluteten Minen nutzte man zur Trinkwassergewinnung. In den Kessel warf man ein altes Eisen, um den Mangel an Mineralien auszugleichen.

„Ohne Wasser merkt euch das, wär unsere Welt ein leeres Fass!“ Dieses Lied hätte damals in Kalgoorlie seinen Ursprung haben können. Und immer mehr setzte sich die Meinung durch: „Wir brauchen eine Pipeline.“ Nur woher? Die Wasser- Transporteure berichteten vom großen Helena River bei Mundaring, 100 Kilometer weiter westlich von Northam. Welch eine Herausforderung an menschlichen Geist und Unternehmenskraft. Einen Staudamm bauen und von dort über eine Wasserleitung von 566 Kilometer den Wasserverbrauch für ein riesiges Areal abdecken. Man schätzte einen Bedarf von 45 Millionen Liter pro Tag. Davon brauchten die Minen und die andere Industrie 36%. Für immer wird der Bau der Pipeline mit dem Namen  C.Y.O’Connor verbunden sein. Der Premierminister Sir John Forrest hatte den umtriebigen Ingenieur 1891 eingestellt. Er baute den Hafen von Fremantle, er revolutionierte das Eisenbahnwesen von WA. Die anstehenden Wasserversorgungsprobleme vom Goldfeld veranlassten den Premierminister, den Ingenieur Connor mit der Lösung der Sache zu betrauen. Und der entwickelte zwischen 1895 bis 1898 den abenteuerlichen Plan, eine Pipeline von Mundaring nach Kalgoorlie zu bauen. 

Das Wasser sollte durch Pumpenstationen dorthin gelangen. 23 Millionen Liter Wasser würden über acht Pumpstationen so jeden Tag ins Goldfeld gelangen. Die Schwierigkeiten schienen unüberwindlich. Regionale und zentrale Probleme behinderten oft die Arbeit. Aber O’Connor kannte nur ein Ziel. Die Überwindung eines Höhenunterschiedes von 340 Metern auf 557 Kilometern. Die Technik bekam O’Connor langsam in den Griff. Es gab keine Erfahrungswerte, die übernommen werden konnten. Bereitwillig trugen die Arbeiter mit Schaufel und Picke den Mount Charlotte ab, damit das Reservoir aufgestellt werden konnte. Die Form des Berges wurde verändert, eine Höhlung vorsichtig vom neuen Plateau durch Errichten eines Erdwalles vorgenommen. Dieser sollte den Wasserbehälter, der anfangs noch ohne Dach war, auf seinen betonierten Wänden stützen. Heute nimmt der Behälter 9 Millionen Liter Wasser auf und die Füllung wird jeden Tag fünf Mal erneuert. Das Wasser braucht für die über 557 Kilometer zwischen sechs Tagen und zwei Wochen. Die Eröffnung der Wasserleitung am 22. Januar 1903 im Pumpenhaus in Mundaring vollendete das Lebenswerk von O’Connor. 

Zwei Tage später gab Lady Forrest mit einem goldenen Schlüssel das Wasser in Kalgoorlie frei. Der Grundstein für die Weiterexistenz des Goldfeldes und dessen unnachahmlichen Aufschwung war gelegt. Das Fest mit Wasserilluminationen am Reservoir ist in Bildern und Erzählungen festgehalten. Auch der Wermutstropfen. O’Connor konnte an der Feier nicht mehr teilnehmen. Er hatte sich entmutigt, müde und verzweifelt über die Widerstände im Parlament und über eine sture Bürokratie im März 1902 erschossen. In diesem Jahr war Forrest nicht mehr Premier, „nur“ noch einer der Minister im Kabinett. 

Und die parlamentarischen und bürokratischen Ratten krochen aus ihren Löchern. So wird die Mär, O’Connor habe dies getan, weil das Wasser nicht wie geplant kam, widerlegt. Vier Tage nach seinem Tod, so diese Story, soll es dann in Kalgoorlie gesprudelt sein. Eine erfundene Geschichte. Wenigen Wochen nach seinem Tod erreichte das Wasser planmäßig Northam. Und exakt, wie vorgegeben, kam nach jeder neuen vollendeten Pumpenstation dort prompt das Wasser an. Das Ausmaß der ingenieurtechnischen Großtat erkennt man erst richtig bei der Fahrt entlang der Pipeline nach Mundaring. Zunächst die scheinbare Unendlichkeit der Leitung. Dazwischen die großen Pumpwerke mit dem jeweiligen Wasserbehälter. 

Die erste Pumpstation am Stausee war 1902 fertig gestellt. Die tägliche Pumpleistung liegt bei 90 Millionen Liter. Und es hängt da an der Wand des Pumphauses neben dem Stausee eine tickende „Wasseruhr“. Jeder Ticktakt sind 1000 Liter Wasser, die in die Leitung gepumpt werden. Zum Bau des ersten Dammes nahm man die Steine der Umgebung von Mundaring. Der Zement kam aus England und Deutschland. Der Damm stand 1902 nach nur vier Jahren Bauzeit. Reichte den Ansprüchen bis 1951. Dann erhöhte man den Damm um 9,75 Meter auf nunmehr 42 Meter. Seit seinem Bau dient der Damm in erster Linie zur Wasserlieferung in das Goldfeld, zu den landwirtschaftlichen Regionen und den Städten entlang der Pipeline.

Der tragische Freitod eines so großen Mannes wie O’Connor zeigt, dass engstirnige Bürokratie keine Erfindung der Bundesrepublik Deutschland ist. Es gibt sie, seit es Bürokraten leider geben muß. Das Schlimme ist, diese Leute glauben auch noch fest, im Recht gehandelt zu haben.

Foto:Wikipedia.org

@ 01.06.2010

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Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.

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