Der Murray River an der Grenze zu Victoria Hausboot am Murray - Der Murray River an der Grenze zu Victoria

Der Murray River an der Grenze zu Victoria

Es würde das letzte Teilstück unserer Reise neben dem Murray River in SA sein. Und jede Abreise birgt für uns auch immer eine gewisse Unsicherheit. Da wir kaum mal Zimmer vorbestellen, wissen wir zwar die Richtung, in die wir fahren wollen, haben auch aus dem Accommodation Guide entsprechende Adressen. Wo wir aber wirklich unterkommen werden? Das wissen wir bei der jeweiligen Abreise nie.

Unser Abreisetag war gut gewählt. Am Abend parkten zwei etwas ältere Leute mit einem Camper auf dem Platz neben unserem Bungalow. Sie sprachen Deutsch. Vielleicht gibt es so einen australischen Virus, der dem Menschen über Nacht die Sprache nimmt? Am nächsten Morgen waren beide stumm. Erwiderten unseren Gruß nicht, schauten permanent weg. Schon die Körperhaltung deutete bei beiden auf Abwehr. Warum nur? Ganz anders als bei den freundlichen jungen Australiern, die zwei Tage neben uns wohnten. Wir haben viel gemeinsam gelacht. Und uns auch gegenseitig geholfen. Doch was soll’s? Wir reisten ja ab.

Auf der bereits bekannten Strecke durch Loxton, durch Berri, vorbei an den gestern besuchten Sehenswürdigkeiten, so kamen wir nach kurzer Fahrt in Renmark an. Das ist schon eine größere Stadt. In Renmark leben 7.900 Menschen. Und mit den Orten Paringa, Lyrup und Murtho kommt die Gemeinde auf über 10 Tausend Einwohner. Darauf ist man stolz. Deshalb wird es immer wieder betont. Der Ortsname leitet sich von zwei Aboriginal Worten ab, die „red mud (roter Schlamm)“ bedeuten. Die Stadt verdankt ihre Entstehung einem „Gentlemen Agreement“ zwischen der Regierung von South Australia und den beiden kanadischen Ingenieuren George und Ben Chaffey. Über diese beiden außergewöhnlichen Ingenieure wird später in Mildura noch ausführlich zu erzählen sein. Hier nur so viel. Die beiden holte man nach Australien. Man brauchte die Experten, um in der Murray Region das Bewässerungsproblem zu lösen. Sie sollten ein ähnliches Bewässerungssystem wie in Kalifornien schaffen. Und Renmark wurde so zu Australiens ältester Bewässerungssiedlung.

30.000 Acres Land löste die Regierung aus dem Pachtvertrag mit der Bookmark Station. Das benötigt man zur Bildung einer neuen Kolonie. Und bald schon schossen überall im Distrikt Weingütern und Obstplantagen aus dem Boden. Es war 1887 als die Brüder in Paringa mit dem Bau begannen. Zunächst lief alles wie geplant. Nach Absprachen mit der Regierung wurde eine Gesellschaft gegründet, das Drainage System führte innerhalb kurzer Zeit schon 1892 zu einer eindeutigen Verbesserung der Ernteerträge und war 1893 vollendet. Trotzdem löste sich die eigentlich erfolgreiche Gesellschaft 1915 auf. Neu gegründete interstaatliche Kommissionen mischten sich ein. Es gab ständigen Streit über Kompetenzen und Abrechnungen. Schließlich warfen die Chaffey Brüder in SA das Handtuch.

Und auch wir gaben bald die Suche nach einer adäquaten Unterkunft in Renmark auf. Es war Samstag. Und an allen Unterkünften, die einigermaßen passend für uns schienen, hing dieses grässliche Schild „Non Vacancy!“.

Renmark ist sicher unbestritten auch das Zentrum und der Gründungsort der Hausbootindustrie. Der Australier Ian Showell sah bei einer Ägyptenreise die Boote auf dem Nil. Und ihm kam die Idee, so etwas auch auf dem Murray River zu probieren. In den 1960er Jahren baute er mit einfachen Mitteln das erste „einfache Ding.“ Er benutze dazu den Motor eines Traktors und 44 Gallonen große Trommeln. Und das „einfache Ding“ schwamm sicher und ließ sich steuern. Das war der Beginn einer Multi- Millionen schweren Industrie.
Flagschiff der Hausboot-Flotte auf dem MurrayUnd so sehen die Flagschiffe heute aus.

Allein in und um Renmark gibt es 24 Anbieter. Darunter auch die berühmte Liba Liba Flotte.
In der kurzen Zeit ihres Bestehens hatte die Stadt ständig mit den Elementen zu kämpfen. Seien es die Hochwasser, wie z.B.1956, oder die verheerende Dürre von 1914. Dazu kamen noch regelmäßige starke Stürme und auch die kontinuierlichen Bedrohungen durch Buschfeuer.
Wir hatten alle Unterkünfte abgeklappert. So blieb nur die Variante weiter nach Osten zu fahren. Vielleicht finden wir ja in Paringa etwas Passendes. Aber so richtig geglaubt habe ich daran eigentlich nicht.

Eine schöne Strasse, mit einem Fußgänger und Radweg an der Seite verbindet die beiden Orte. Und die historische Brücke sah nicht nur eindruckvoll aus. Sie hatte auch die Besonderheit, dass die Fußgänger die Brücke in der Mitte überquerten.

Paringa BrueckeEtwa 500 Meter hinter der Brücke sehen wir ein Schild „Paringa Caravan Park“. „Eigentlich zwecklos zu fragen“ dachte ich. Fuhr dann aber trotzdem rein. Und drei Nächte Vermietung lockt einen Owner immer, wenn er eine Möglichkeit sieht. „Der Bungalow wäre noch nicht fertig, mit der Säuberung. Wir könnten aber gegen 13.00 Uhr einziehen“ meinte Peter. Eine fast so tolle Unterkunft wie in Loxton. Und beim Preis gab es sogar noch 10% Rabatt. Da hab ich sicherheitshalber gleich bezahlt.

Paringa hat 812 Einwohner. Ist ein sauberes kleines Murray River Nest. Mit einer für den Touristen bedeutend günstigeren Lage als Renmark. Alle Sehenswürdigkeiten der Gegend lagen vor der Haustür. „Big Bend in the River“ bedeutet „paringa“. Und in diesem großem Bogen liegen Lock 5, der Nebenarm Old River, auch Oxbow Lake, wegen der Flussbiegung, genannt, und der Paringa Paddock Nature Walk. Hier befindet sich die östliche Grenze vom Riverland.

Schleuse Paringa Bruecke - Lock 5Wir hatten bis 13.00 Uhr Zeit. So sind wir zunächst zu dem gleich „um die Ecke“ liegenden Lock 5 gefahren. Wie immer fanden wir lobenswert verständlich geschriebene Informationstafeln. Dieses Stau- Schleusensystem wurde 1927 in der endgültigen Form übergeben. Von hier bis zur Mündung in den Südlichen Ozean fließt der River noch 562 Kilometer. Und der durch das Wehr entstandene See (Weir) liegt immerhin noch 16,3 Meter über NN.

Paringa Bruecke SchildViele Hausboote sind unterwegs. Es ist eben Ferienzeit. Und auch die Picknick- und Rasenplätze waren belegt. Ein munteres fröhliches Treiben am Fluss.

Auf der Suche nach einem adäquaten Restaurant sind wir anschließend den schönen, bewaldeten Weg nach Renmark zurück gefahren.

Gestern in Loxton haben wir im Bungalow Makkaroni gegessen. Diese selbst gekochte Mahlzeit, die für Mittag und Abend reichte, kam uns zwei Dollar billiger als das Mittagessen bei MacDonald. Und war sicher auch gesünder.

Wieder nach Paringa fuhren wir erneut über die historische Brücke, die 1927 eröffnet wurde. Zwei Mal täglich wird die Brücke geöffnet, damit der Boots- und Schiffverkehr passieren kann.

Foto: Dieter Tischendorf

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