An unserem letzten Abend im Iran möchten wir nochmal raus. Wir schlagen den Rat unseres Reiseführers in den Wind („Be in hotel when dark!“ ) und wollen ein „Vergnügungsviertel“ besuchen. Nach einer Stunde Busfahrt durch Teheran und 30 Minuten im Marschtempo den Berg hoch (Mittlerweile ist es dunkel!)sind wir endlich da.
An den Hängen einer Schlucht kleben die Terrassen hell erleuchteter Restaurants. Ein schmaler Weg führt am Bach entlang weiter in den Berg hinein. Es ist nicht die Art Vergnügungsviertel, das wir uns vorgestellt haben, und so bleiben am Ende nur drei übrig, die die Schlucht erkunden wollen.
Über behauenen Fels und rostige Metallbrücken erklimmen wir einen Wasserfall nach dem anderen. Die Schlucht wird schmaler, die Restaurants kleiner. Wir treffen eine Iranerin, die in Deutschland lebt. Sie rät uns davon ab, hier zu essen, denn die Preise sind zu teuer und das Essen nicht besser als in der Stadt. Ich habe sowieso keinen Hunger auf Kabab.
Ein Stückchen weiter spricht uns ein anderer Iraner an: „Where are you from?“ Auch er heißt uns herzlich im Iran willkommen, dann stellt er uns seinen Freund vor. „Er ist aus dem Irak, und wir sind Freunde. Ihr seid aus Irland, Wales und Deutschland. Wir sind alle Freunde!“ Er lacht und begleitet uns ein Stück.
Schließlich zieht ein Gewitter auf und wir beschließen den Rückweg anzutreten, bevor der Pfad durch Staub und Regen zur Rutschbahn wird. Immer wieder werden wir angehalten und um Fotos gebeten. Zum Schluss schenkt uns ein Iraner getrocknetes Früchte in Granatapfelsoße.
Wir besteigen ein unbeleuchtetes Taxi für die Fahrt zum Hotel („Nehmen Sie nur offizielle Taxis“). Unser Fahrer beweist schon beim Anfahren, dass er der iranische Michael Schuhmacher ist. Um den Stau zu umgehen, biegt er mit quietschenden Reifen in eine Seitenstraße ab, gerade breit genug für ein Auto. Er drückt aufs Gas, um vor dem Häusereck Zeit gutzumachen. Scharf abbremsen und die Hausecke fliegt am Fenster vorbei. Gegenverkehr. Unser Fahrer drückt nochmal auf´s Gas und reißt das Lenkrad herum, so dass wir in einer Kehrtwende auf einer Rampe landen, die uns einige Meter über das Straßenniveau bringt. Linkskurve und Vollgas, bis zum Ende der Brücke.
Als ich nach einer Stunde Taxifahrt aussteige, wackeln meine Knie und ich weiß nicht, ob ich es rechtzeitig zur Toilette schaffe.
Foto: Isabelle Hiestand
OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.
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