Von Prag nach Wien

Der OzBus schlängelt sich über die Dörfer und Landstraßen von Prag nach Süden. Ich spiele Karten mit Jim. In jeder Kurve müssen wir die Stapel festhalten und hin und wieder auch zwischen den Sitzen herausfischen.

Lana, unsere Reiseleiterin, unterbricht die Kurverei, um uns die nächste Pause und eine Überraschung anzukündigen. Gummibärchen?

Wir sind in …. Von diesem Ort habe ich bisher nur Gerüchte gehört: „Da gibt es eine Kirche. Die ist ganz aus Knochen gebaut.“ Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine Knochenkirche sehen will. Aber irgendwo muss ich ja mein letztes tschechisches Geld investieren.

Die „Knochenkirche“ ist eigentlich ein Beinhaus. Weil der Friedhof zu klein für die Gemeinde ist, wurden die Knochen dort gesammelt. Vor über 100 Jahren hat sich dann ein Zimmermann die Mühe gemacht, die Gebeine neu zu drapieren.

Bereits im Eingang stehen zu beiden Seiten Monstranzen – ganz aus Schädeln und Knochen. Ich steige in die Kapelle hinab, die einer Gruft gleicht. Unten angekommen grinsen mich die Schädel an, die ordentlich in Reih und Glied zu vier zweimeterhohen Totenschreinen aufgestapelt sind. Es ist unglaublich, wie viele Knochen hier liegen. (Auch wenn nicht die GANZE Kirche aus Knochen ist.)

Ein Wappen auf Knochen prangt auf einer Seite. In der Mitte hängt ein Kronleuchter. Auch er ist mit Knochen geschmückt, so dass kein Metall mehr zu entdecken ist. Das abgegriffene Informationsblatt erklärt, dass fast alle menschlichen Knochen in diesem Kronleuchter verwendet wurden.

Ich klettere wieder nach oben an die frische Luft.

Der OzBus fährt weiter Richtung Wien. Jim weigert sich gegen mich zu spielen, weil ich immer gewinne. Da steht unser zweiter Stopp für heute an. Der Kontrast könnte nicht größer sein: Es ist eine Retortenstadt für Einkaufswütige Österreicher, die mit dem Bus zum Shoppen über die Grenze ins billigere Tschechien reisen.

Wir essen in Excalibur City, andere wählen ein Lunch im Flugzeug oder bummeln durch die Shopping Mall. Der Stopp dauert länger als geplant.