Vor uns liegt wieder eine weite Fahrt, aber noch ehe der OzBus die Bosporus-Brücke erreicht, schlafe ich. Von Meereshöhe schlängelt sich der Bus immer höher hinauf, an einem ausgetrockneten Salzsee vorbei bis nach Kappadokien, das für seine bizarren Felstürme und Höhlenwohnungen bekannt ist. Aber noch ist nichts besonderes zu sehen. Ich bin müde von der langen Fahrt und rutschte auf meinem Sitz hin und her.
Plötzlich erhebt sich im roten Licht der letzen Sonnenstrahlen ein Felsenturm in die Höhe. Zwei Zuckerbäckertürmchen flankieren den Großen. Dutzende Fensteröffnung sind in den Stein gehauen und blicken weit über die Ebene. Ich habe schon viele Fotos von Kappadokien gesehen, aber ich klebe am Fenster, bis das „Schloss“ nicht mehr zu sehen ist.
Es ist nur noch eine kurze Fahrt bis Göreme. Überall ragen die Felstürme in die Höhe. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Aber zuerst müssen wir unsere Zimmer beziehen. „Flintstones“ heißt unsere Unterkunft. Ein Pool leuchtet uns in der Dämmerung entgegen und die Zimmer sind halb in den Fels gehauen.
Am nächsten Morgen erkunde ich mit zwei Mitreisenden die Felsenwohnungen und Taubenhäuser direkt hinter unsere Unterkunft. Zwischen Sandboden und braunem Gras ragt der weiße Fels fast senkrecht aus der Erde. Ausgetretene Stufen führen zu den Eingängen, aber manche Höhlen bleiben unerreichbar.
Meine Begleiter verlassen mich, denn sie wollen sich Mopeds mieten. Ich aber folge dem Taubental. Die leeren Felswohnungen durchlöchern das Gestein, ich knipse ein Bild nach dem anderen. Ich sehe keinen Menschen, obwohl die Straße nach Göreme nur wenige hundert Meter entfernt sein muss. Es ist erst 10 Uhr morgens und die Sonne brennt schon beinahe unerträglich. Warum habe ich nicht an meine Wasserflasche gedacht? Aber ich will nicht umkehren. Der Anblick des „Schlosses“, das in den Himmel ragt, zieht mich an.
Nach zwei Stunden stehe ich endlich am Fuß dieser bizarren Felsformation. Die Straße steigt sich in weitem Bogen Richtung Gipfel. Beim Aufstieg treffe ich vier Kanadier, die mich zum Mittagessen einladen. Wir setzen uns auf eine Terrasse, von der wir bis nach Göreme und zu den Felstürmen sehen können. Der Himmel leuchtet über der weiß-braunen Ebene.
Gestärkt und mit einer Flasche Wasser erklimmen wir die letzten Meter bis zur Spitze des „Schlosses“. Die Felstürme sehen von hier wie Termitenhügel aus. Der Muezzin ruft zum Mittagsgebet und sein Klang hallt aus allen Richtungen wieder, während wir die leichte Brise auf der Bergspitze genießen. Wir sitzen noch lange auf dem abgeschliffenen Fels, bevor wir zu unserem neuen Ziel aufbrechen: Eine unterirdische Stadt.
Foto: Isabelle Hiestand
OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.
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