60 Kilometer vor Delhi taucht der OzBus in eine Dunstglocke ein, die wir die nächsten zwei Tage nicht mehr verlassen werden. Eine weitere Überraschung ist die Autobahn, die uns das erste Mal seit der Ankunft in Indien schneller als 30 Kilometer in der Stunde unserem Ziel näherbringt. – Es sei denn, es gibt Stau. Und in dem stehen wir jetzt, rund 30 Kilometer vor dem Ziel.
Die Motoren laufen heiß, aber es geht keinen Meter mehr vorwärts. Plötzlich schlängelt sich ein Auto durch die Wagenkolonne - in der falschen Richtung. Dann noch eines. Die Blechwand bewegt sich, bricht auf und wogt auf beiden Seiten an unserem Bus vorbei, der im Gegenstrom gefangen ist, bis die Autobahn vor uns leergefegt ist.
Noch zögert unser Fahrer. Er navigiert das Gefährt zwischen Leitplanke und Schlagloch rückwärts, bis er erneut zum Stehen kommt. Er schaltet, sein Fuß senkt sich und der Bus springt vorwärts. Mit jedem Meter gewinnt er mehr Geschwindigkeit auf der freien Fahrbahn. Wir zucken mit den Schultern. Wohin wird uns das führen?
Nach einem Kilometer kennen wir die Antwort: zwei Inder in Sicherheitswesten malen gelbe Markierungen auf die Fahrbahn. Der Stau beschränkt sich auf eine Handvoll Autos und wir können endlich unsere Fahrt nach Delhi fortsetzen.
Von meinem Kinobesuch in Jaipur begeistert, machen wir uns auch heute auf den Weg, dieses Mal in einen der modernen Kinopaläste. Schon von weitem blicken uns die Lichter eines riesigen Einkaufszentrums entgegen, aber die Zeit ist knapp. Der Film fängt gleich an und wir müssen zuerst durch die Sicherheitskontrolle. Also scannen lassen, Tasche öffnen und dann mit Karacho über Rolltreppen und Glasstege ins oberste Stockwerk.
Besorgt klärt uns die Kassiererin auf: „It´s not in English. You won´t understand.“ Kopfschüttelnd schiebt sie uns die Karten für Anjani, Anjana“ zu, eine (natürlich sehr lange) Liebekomödie. Nach gesungenen Liebesschwüren als Superman und Weihnachtsmann unter der Golden Gate Bridge findet sich die große Liebe endlich.
Die Rückfahrt im Disko-Tuktuk ohne Scheinwerfer aber mit Bass unter der Rückbank, befördert uns im Schleudersitz zurück nach Indien.
Foto: Isabelle Hiestand
OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.
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