Gulgong - ein Weihnachtswunsch wird wahr
Auf diesen Tag freute ich mich seit einer Woche. Gulgong! Viel hatte ich darüber gelesen. Und der Ort stellt sich mit dem Slogan „Mehr als nur Geschichte“ vor. Die bis jetzt besichtigten historischen Städte in Down under waren entweder Museen oder aber künstlich zusammengebaute Ortschaften. Gulgong ist eine seit 1870 wachsende und sich entwickelnde Stadt. Natürlich war der Goldrausch in NSW Auslöser für dieses Wachstum. Aber die Gemeinde bewahrte ihre Historie, sorgte für die Werterhaltung der alten Gebäude. So wurde Gulgong zu einer lebenden historischen Stadt. Zunächst fuhren wir von Dubbo auf dem Mitchell Hwy südlich nach Wellington. Das ist eine nette kleine Stadt, freundlich. Mit den berühmten unterirdischen Höhlen und der ehemaligen Phosphatmine. Und die Bewohner sind stolz darauf, dass sie seit 1999 auch einen Japanischen Garten haben, in dem sogar 126 verschiedene Pflanzen wachsen. Eines der bemerkenswertesten Naherholungsgebiete in diesem Teil von Down Under ist der Lake Burrendong. Nur 20 Kilometer von der Stadt entfernt, Eine Oase für Camper und Wassersportler. Aber wir wollten ja weiter. Durch eine schöne Landschaft mit noch saftigem Grün, auf dem wohlgenährte Rinder grasten. Vorbei an Wiesen und Feldern geht es nun aufwärts. Die anfänglichen Hügel werden bald von ziemlich mächtigen „Felsenmenschen“ abgelöst, die wie Wachposten die Zufahrt nach Gulgong sichern.
Gleich am Ortseingang von Gulgong fanden wir im Lawson Caravan Park ein sehr ansprechendes und preiswertes Quartier. Es war der 22. Dezember. Wir fuhren noch nach Gulgong zum Einkauf, da wir nicht wussten, wie die Öffnungszeiten der Läden über die Feiertage sein würden.
Es war für mich ein tolles und erhebendes Gefühl, nun in einer Stadt zu sein, wo mich die Geschichte an jeder Hausecke grüßte. Auch das Kopfsteinpflaster trägt zu solchen nostalgischen Empfindungen bei. So entwickelte sich Gulgong Ende des 19. Jahrhunderts. So ist sie geblieben. In australischer Bescheidenheit bezeichnete man in den „unruhigen“ Zeiten des Goldrauschs die Stadt als „Angelpunkt der Welt“. Schon damals entwickelte sich nämlich Gulgong zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Und noch heute kommen die Strassen aus allen Himmelsrichtungen. 190 Meilen sind es bis Sydney, zeigt uns eine Wegweiser an.
1820 siedelten vereinzelte Farmer in der Gegend. Heute wohnen 2.200 Menschen im Distrikt. Welch ein Kontrast zu 1872, als hier 20 Tausend Menschen scheinbar über Nacht eintrafen. Seit dem Goldfund von Thomas Saunders am Red Hill am 14. April 1870 wurde in kluger Voraussicht gleich eine Stadt vermessen und gebaut. Die für damals typische rechtwinklige Straßenanlage beherrscht noch heute das Stadtbild. Es sollen über 170 historische Gebäude sein, die zwischen 1870 und 1910 entstanden sind. Und das, obwohl der Goldrausch schon 1880 beendet war. Aber weißes Gold bestimmt bis heute noch die Szene. Kaolinfunde rund um die Stadt begründeten die Porzellanherstellung. Die Regional Keramik Ausstellung gibt eine Überblick auf das schöpferische schaffen der „Tonkünstler“. Gulgong ist der Aboriginal Name für Gully (Wasserrinne). Von Wetterschutzverkleidungen durch Bretter oder Schindeln, von georgianischer Eisenverzierungen bis zum viktorianischen Gotik Stil Haus. Es ist alles vertreten. Das Holzhaus genauso wie die Backsteingebäude. Diese Stadt ist ein nationales Kulturerbe! „Notable (Beachtenswert)“ steht im Register of National Estate. Und auf einer Banknote erschien Gulgong zusammen mit Henry Lawson. Es war die frühere 10 Dollar Note, die Gulgong in ganz Australien bekannt machte. Die Note ist im Fenster des Ten Dollar Town Motel ausgestellt. Der ständige Lichteinfall verhinderte leider eine gute Fotographie
Die Goldgrube am Red Hill produzierte bis heute 553.300 Unzen Gold. Das ist hier eine Fundstelle mit hohem Goldgehalt. Und Untersuchengen, allerdings von 1931, sagen, dass in den tiefen Basaltschichten noch eine große Menge Gold lagert. Eine Aussage, die viele Hobby Goldsucher immer wieder zu neuen Versuchen stimuliert. Natürlich zog ein solches El Dorado auch einige später berühmte Leute an. So arbeitet T.A. Brown, der Autor des Kultromans „Robbery under Arms“, den er unter dem Pseudonym Rolf Boldrewood veröffentlichte, 1871 /72 hier als Bergbauaufseher und Goldkommissar. Auch sein Roman „Gulgong - Gold and Browne“ erzählt von dieser Zeit. Und in „Miners Right“ beschreibt er das Leben in O’Connell Town, einer kleinen Stadt in unmittelbarer Nähe.
Der bekannteste der Literaten aber bleibt Henry Lawson, der berühmteste australische Schriftsteller seiner Zeit. Obwohl er während seines Aufenthaltes in Gulgong von 1867 bis 1883 sicher keine weltbewegenden Schriften verfasste. Mit seinen Eltern kam er als Kind in die Gegend zwischen Gulgong und Mudgee. Henry war damals vier Jahre alt. Die Familie lebte in einem Zelt nahe der Happy Valley Goldmine kurz vor der Stadt. Seine Kindheits- und Jugenderinnerungen, das Erleben der Farbigkeit der Umgebung, der Abwechslungsreichtum des damaligen Lebens beeinflussten den späteren Poeten sehr in seinem schriftstellerischen Schaffen. In dem Roman „His Fathers mate“ beschreibt Lawson das Leben der vielen jungen Australier, die während des Goldrausches hier in Gulgong aufwuchsen. Heute erinnert ein Museum an diesen großen Australier.
OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.
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