Gosford

Gosford! Tradition an der Ostküste!


Über den Pacific Hwy, der bald zum Motorway avancierte, waren die knapp 100 Kilometer bis Gosford schnell absolviert. Wie schon 2004 fuhren wir in eine kleine saubere Stadt, deren Tradition erst 1820 begann. Erst 1820? Fast unglaublich. Wenn man bedenkt, dass es nur knapp 100 Kilometer bis Sydney sind. Aber auch ein Beweis, wie undurchdringlich und schwierig die Erforschung des Nordens war. Die Notwendigkeit für die Eroberung und baldige Besiedlung ergab sich aus dem eminenten Holzbedarf der wachsenden Stadt Sydney. Zunächst bildeten Wasserwege den einzigen Zugang zu dem wilden Land. Und die ersten kleinen Siedlungsgründungen entlang der Wasserwege blieben den ehemaligen Sträflingen vorbehalten. Während die wohlhabenden Siedler im Holzland zwischen Erina und Narra Creek bauten. Frederick Hely, der Superintendent der Sträflinge, zum Beispiel erwarb hier mehrere tausend Hektar Land und nannte es „Wyoming“.


Die dort 1830 entstandene Stadt wurde folglich zunächst „Township of Point Frederick“ genannt. Aber schon vor dieser Namensgebung, nämlich 1827, bauten die 53 Bewohner ein Gerichtsgebäude. 1829 hatte sich die Einwohnerzahl auf über 100 verdoppelt und 1833 lebten schon 315 Einwohner in Point Frederick. Allerdings waren die Hälfte der Bewohner Sträflinge. Doch auch Baumfäller, Rinder- und Pferdezüchter lebten in Gosford. Den Namen änderte Gouverneur Gips 1836 in Gosford um, da er mit dem Earl of Gosford in Kanada zusammen gearbeitet hatte.

Auch andere kleine Siedlungen entstanden bis 1880. Holzfällen, Schiffsbau, Austernzucht, etwas Landwirtschaft waren die Lebenserwerbe. Dies besserte sich auch nicht nachdem einige Landwege eine Produktlieferung nach Sydney ermöglichte. Noch 1871 zählte die Ortschaft Gosford lediglich wieder nur 193 Einwohner. Das zerklüftete Sandsteingebiet um den Hawkesbury River hieß in Sydneysider Kreisen „das Allerletzte“. Erst der Bau der Eisenbahn 1887 bis in die Gosford Gegend brachte große Veränderungen in der Nutzung des Landes, besonders im östlichen Sektor. In dieser Zeit begann sich das Gesundheit- und Freizeitbedürfnis der Städter stark herauszubilden. Der Grundstein des Tourismus in dieses Gebiet war durch die Zugverbindung gelegt. Von Sydney nach Woy Woy brauchte die Great Northern Railway zwei Stunden. Fischen, Baden oder Schießen, Wanderungen in die Wildnis, das waren vor 100 Jahren beliebte Zeitvertreibe der Städter. Die Eisenbahn und ein Fährbetrieb bewältigten die Touristenströme. Aber immer mehr gab es auch den Wunsch nach Übernachtungen. Zahlreiche Landhalter entschlossen sich deshalb, Farmer und/oder Ferienhausvermieter zu werden. Die Produktion von Zitrusfrüchten entwickelte sich zu einer bedeutenden ländlichen Distriktindustrie. Und bis 1916 schossen auf dem Land und an den Wasserwegen Feriensiedlungen oder Urlauber Orte für Wochenendgäste wie Pilze aus dem Boden. Dieser Aufschwung setzte sich mit der Inbetriebnahme des Bus Service auch an den Strandgebieten der Küste fort.

Damit war auch das Ende des beschaulichen Lebens der dort lebenden Ureinwohner entschieden. Wie schon im vorherigen Buch erzählt, starben die beiden letzten Ureinwohner 1870.

Seit 1940 entwickelte sich Gosford, bedingt durch den Bahn- und Straßenbau, zu einem Teil des expandierenden Sydney. Vorher hatte man überwiegend die von den Ureinwohnern angelegten Wege als Verbindungen zwischen den Siedlungen genutzt. Mit der von Strafgefangenen aus dem Fels gemeißelten Great North Road verwirklichte sich der uralte Traum der Siedler auf eine Landverbindung nach Sydney. Die Touristikindustrie reduzierte neben der Urbanisierung den Ackerbau erheblich. Die Einwohnerzahl nahm jetzt ständig zu. 1980 erhielt Gosford Stadtrechte.

Kendall Cottage in Gosford, AustralienWie gesagt, Gosford war noch die gleiche freundliche Stadt wie 2004 und das Zentrum eines Gebietes, das Zentral Küste (Central Coast) genannt wird. Die Stadt, auf einem Gebiet von 1029 Km² liegend, hat mittlerweile über 100 Tausend Einwohner. Und die Hauspreise sind mit gewachsen. Bei den Maklern dominieren Angebote sehr schöner Mittelklasse Häuser zwischen 600 Tausend bis 1,8 Millionen Dollar. Wohl dem, dessen Vorfahren hier Land kauften. Und die Stadt bietet den Besuchern einiges. Seien es die unmittelbar in oder an der Stadtgrenze befindlichen Naturschutzgebiete Katandra, Rumbalane, Carawah oder der „Wald der Ruhe“ oder der Pionierpark mit den historischen Grabsteinen. Das alte Gerichtsgebäude hatte ich schon erwähnt. Und die Christ Church von 1857 gehört natürlich auch zu den Sehenswürdigkeiten. Zwei empfehlenswerte Gärten (Fragant und Ellyett) und natürlich die Henry Kendall Cottage, des berühmten und umstrittenen Dichters der Kolonialzeit, in West Gosford sollte man nicht verpassen. Der sicherlich nicht unbekannte australische Dichter starb nach einem bewegten Leben mit 43 Jahren 1882 in Gosford. An ihn erinnert ein Museum.

Gosford, PanoramaWir fuhren zunächst zum Visitor Centre, das sich im Stadtzentrum in dem kleinen Park vor dem Bahnhof befindet. Wieder einmal imponierten uns die hohen Palmen mitten in der Stadt. Die beiden älteren Volontäre waren sehr nett und hilfsbereit. Sie meinten aber, in Gosford wäre nichts mehr frei. Und man empfahl uns, es doch mal in Stockton oder Port Stephens zu versuchen. Und als ich die völlige Ausbuchung bezweifelte, sagt man uns, dass am 31. Dezember ein bedeutendes Football Match stattfinden würde, für das viele Fans schon seit Monaten Karten und Unterkunft gebucht hätten. Meine Frage „Soccer or Football?“ beantworteten beide im Brustton der Überzeugung, dass hier Soccer nicht sehr beliebt sei. Das Spiel würde sogar im Fernsehen übertragen. Damals war ich noch kein Fan der Central Coast Mariners.

Doch glaubte ich die Information der angeblichen Vollbelegung nicht. Zumal mir bei der Ankunft an einigen Hotels und Motels das Schild „Vacancy“ aufgefallen war. Nun hatten wir zwar schon oft in Dow under erlebt, dass die Hotels erst am Mittag ihren Belegungsstatus aktualisieren. Aber Fragen kostet ja nichts. Schon das erste angefahren Motel „Best Western Handyway Gosford“ gefiel uns sehr. Ruhig und trotzdem Stadtnah gelegen. Ich fragte nach. Für zwei Tage könne man uns unterbringen, dann würde eine indische Schüleraustauschgruppe das Motel belegen. Aber der Besitzer, seine Frau und die nette Officedame waren sehr hilfsbereit. Sie mussten zwar 10 Minuten einiges in der Belegung verändern, dann hatten wir für fünf Tage eine sehr gute Unterkunft. Ein großes Zimmer, genügend Handtücher (auch für den Pool),. Dazu gab es im Hotel eine sehr große und komfortable kostenlos nutzbare Gästeküche mit entsprechender Lodge. Natürlich waren auch die Benutzung der Waschmaschinen und des Trockner gebührenfrei. Und das Servicepersonal sorgte für ein reichliches Angebot von Kaffee, Tee und Milch in den Zimmern. Auf mein Dankeschön für die Bemühungen sagte mir der Besitzer, dass sie alle begeistert waren, als sie hörten, dass wir, weil uns Gosford 2004 so sehr gefallen hatte, Sylvester 2005 in ihrer Stadt feiern wollte. Diese Sympathie hätten wir in einem von Deutschen geleiteten Motel niemals erlebt! Da bin ich sicher!

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OzBus Reporter

Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.

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