Gosford Historie

Die „kurze“ Geschichte von Gosford


Damals sind wir von Sydney auf unserer Fahrt entlang der Ostküste nach Norden über Broken Bay in diese Gegend gekommen. Broken Bay! So sah es auch aus. Wild zerklüftete Einschnitte ins Meer, zum Teil bewaldet, aber auch felsig kahl. In einer dieser Buchten landete 1788 Gouverneur Phillip in einem Walfangboot. Der erste Siedler George Peat kam aber erst 1836 hierher. Nach Verlassen des Freeway durchfuhren wir Brooklyn. Gegründet 1884, berühmt geworden durch einen Film über einen Austern Farmer von dort. Der Ortsname soll an die niederländische Stadt Breucklen erinnern. Wir genossen diese hüglige bewaldete Reise, zumal sehr oft die Bäume wie ein Schutzdach ihre Wipfel über die Strasse hielten. Weniger angenehm fand ich, bei meiner bekannten Zikadenaversion, deren ohrenbetäubendes Konzert. Vor dem Bau der Autobahn gab es nur diese Strasse als Hauptzugang nach Sydney. Mein Gott! Was für Staus waren bei solch einer bergigen Trasse vorprogrammiert! Vor den Siedlern lebte das Walkeloa Aboriginal People hier. Die Ureinwohner zogen entweder fort oder wurden Opfer der Pocken 1789. Einige sollen geblieben sein. Die beiden letzten ihres Geschlechtes starben 1870. Man hat die Bumble Hills nach ihnen benannt. Immer wieder, trotz Vertreibung, trafen sich die verstreuten Stammesmitglieder an den heiligen Stätten im National Park. Dort kann man auch die Höhle des Königs Bungaree besichtigen. Dieser Ureinwohner soll immerhin zwei Mal mit seinem Boot den Kontinent umrundet haben. Vor den Weißen! Der letzte der alteingesessenen Ureinwohner war Billy Fawkner, der mit seinem Kanu im Tuggerah Lake fischte. Seine Spur verliert sich 1875.

Die Brücke über den Mooney River, der sehr viel Wasser führt, ist quasi die Eintrittspforte zum Brisbane Water NP. Dieser größte National Park in NSW (wie viel größte Parks haben die eigentlich?) blühte auf, seitdem der Hauptverkehr nach Sydney über die M1 erfolgt. Zwei besondere Sehenswürdigkeiten wollten wir damals besuchen. Einmal interessierte uns die historische Stadt „Old Town Sydney“. Überall lagen Prospekte aus, die besonders jetzt während der Schulferien zum Besuch der alten Stadt aufforderten. Die Stadt war wegen Umbauten geschlossen. Und ein einziges Schild erst vor der Eingangshalle informierte darüber. Klasse! Gleich daneben lag aber der größte (?) Reptilien Park des Landes, gegründet 1958 von Eric Worell, der hier auch seine Schlangengiftproduktion für die Serumherstellung fortführte. Also auf zum Besuch des Tierparks. Trotz der aufwendigen Reklame, auch nur einer von vielen.


Ein fressendes Schnabeltier fand ich recht interessant. Die meisten Alligatoren kommen aus Amerika. Ihre für 11.30 Uhr angekündigte Fütterung wurde zwei Mal verschoben. Dann reichte es uns. Das waren doch nur normale Krokodile. Außerdem hätten mir als Krokodil die vielen brüllenden und drängelnden Kinder auch den Appetit verdorben. Weiter nach Norden stoppten wir damals 2005 zwecks Einkaufs in Gosford, dem Städtchen 23 Kilometer vor dem Erholungsgebiet um The Entrance. Im Parkhaus eines Kaufhauses lernten wir einen sehr freundlichen Deutschen kennen. Seit 1953 lebt er in Australien. Er geriet während des 2. Weltkrieges in englische Kriegsgefangenschaft und blieb in England. Dann ist er mit seiner englischen Ehefrau nach Australien gegangen. Ein Schritt, den er nie bereut hat. Besonders nicht, nachdem er Deutschland mal wieder besucht hatte. Das einzige, was ihm in Oz nicht gefällt sind die überheblichen Sydneysider. Eine Meinung, die wir während der Reise sehr oft hörten.

Nun waren wir also wieder da. Im Best Western Motel packten wir aus, ruhten ein Stündchen und beschlossen zunächst in den Bouddi NP zu fahren. Ein 1532 Hektar großes Naturschutzgebiet, das viele Strände aufweist. Ausdrücklich wird gewarnt, da die Strände nicht bewacht sind und der Aufenthalt auch bei ruhig scheinender See gefährlich wäre. An drei verschiedenen Stellen ist im Park Camping gestattet. Zunächst ging es über eine große Brücke über den „Deepwater Point“ auf die andere Seite der Bay nach Woy Woy („Tiefes Wasser“). Bis hierhin gelangte 1788 Gouverneur Phillip, fünf Wochen nach der Etablierung der Sträflingskolonie an der Sydney Cove, mit einem Walfängerboot. Beim seinem zweiten Besuch 1820 nannte er die Gegend Brisbane Water. Der erste Landbesitzer 1811 war ein ehemaliger Seemann. Doch William Nash hatte nicht die Absicht, hier zu siedeln. Die Nähe der Strafkolonie von Newcastle schreckte viele Siedlungswillige ab. Jedoch für die Schmuggler war die Gegend ein ideales Zwischenlager. Die ersten Zuwanderer kamen wegen der gewinnbringenden Bäume. Zedern, Eichen, Blue Gums und anders Hartholz gab es in Hülle und Fülle. Reste der Siedlungen und der Wege sind heute noch da. Und Pelikane!

Aus der Aufstellung eines Landvermessers ist zu entnehmen, dass 1829 entlang des Ufers des Brisbane Wasser über 100 Personen lebten, von denen die Hälfte als Holzfäller arbeitende Sträflinge waren. 916 Rinder und 7 Pferde vervollständigten die „Volkszählung“ auf 205 Acres kultivierten Landes.

Den Ort Woy Woy konnte man noch einigermaßen sicher durchfahren. Doch begann das auf ewig neue Fragespiel. Wo lang aber geht es zum National Park? Wir brauchten nur zwei Versuche. Und im Bouddi Nationalpark setzte sich das Versteckspiel fort. Keine Ausschilderungen, keine Hinweistafeln. An der Maitland Bay sind wir zwei Mal vorbei gefahren. Das angekündigte Visitor Centre sah aus wie eine geschlossene Bedürfnisanstalt. Und hatte natürlich auch geschlossen. Außerdem war der Parkplatz so einer Art wilde Mülldeponie. In diesem Gebiet muß es eine heimliche Mückenfarm geben. Auf allen Wegen erschwerten uns Schwärme von Mücken jeden Trip. Vom Maitland Bay Centre, so nennen die Aussies diese einem Pissoir ähnelnde Bude, führt ein Weg, durch Stufen befestigt hinunter zur Bay. Dieser Maitland Bay Track war an diesem Tag ein Versammlungsort der Mücken. Unten am schmalen Strand sieht man gegenüber den Bouddi Point, wo 1898 das Dampfschiff Maitland bei einem Sturm kenterte und unterging. 15 Passagiere und 12 Seeleute fanden den Tod, 36 Personen wurden gerettet und 26 weitere Menschen bleiben vermisst. Eine riesige Welle hatte das Schiff überrollt. Das Wasser löschte die Feuer in den Kesseln. Hilflos trieb das Schiff, ein Spielball der Elemente, gegen die Klippen und zerbrach. Der Blick vom Killgare Heights Lookout in die Bucht lässt ahnen, was hier manchmal los ist. Die Glocke des gestrandeten Schiffes steht in einem Steindenkmal auf dem erwähnten Parkplatz.

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Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.

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