Dieser Strand ist ein Geheimtipp. Zu weit ab von den üblichen Touristenrouten. Hier kann man ungestört Baden, es gibt die Möglichkeit für Strandwanderungen. Und selbst am Tag sind nur wenig Menschen hier. Am Abend sitzen viele an der Promenade und schauen ins Meer. Der Strand ist leer. Einer Idylle am Rande der Weltmetropole.
Den Sonntag sind wir den ganzen Tag am Maroubra Strand gewesen. Baden ist wegen der Klippen nur im abgesteckten Bereich erlaubt. Wir liegen im Sand, beobachten das Meer. Weiße Gischthäubchen tragen die Wellen, die ans Ufer brechen und die tiefen Klippen ahnen lassen. Irgendwie erinnert uns die Anlage sehr an Bondi Beach. Aber erfreulicherweise nicht so überlaufen. Obwohl auch hier am Sonntag ein Rettungsschwimmer Wettkampf stattfindet. Und gegen Mittag erfolgt dann der Aufmarsch der Club Surfer. Traditionen, die in Sydney sehr gepflegt werden. Dafür sorgt schon der „Marine and Surf Club“. Wir haben die Tage in Maroubra genossen. Auch, weil ich nach nunmehr insgesamt 6500 Kilometern Autofahrt seit Reisebeginn eine Ruhepause für nicht schlecht hielt. Und seitdem haben wir immer, wenn wir in Sydney sind, in diesem Sands Motel in Maroubra übernachtet.
Im Fernsehen wurde von Hagelschauern im Norden von NSW und in Queensland berichtet. Bis Tennisball große Hagelkörner richteten ganz schönen Schaden an. Und die täglichen Warnungen vor dem Tod auf der Strasse nützen nicht. Seit Christmas starben nunmehr 78 Menschen durch Verkehrsunfälle.
Morgen fliegen wir nach Tasmanien. Und wir sind voller Spannung und Erwartung auf die Insel. Zu viele Menschen hatten sehr überschwänglich geschwärmt. Ob das aber stimmt? Auf alle Fälle verlassen wir Down under immer mit einem guten Gefühl. Weil wir dort Menschen kennen lernten, deren Hilfsbereitschaft sprichwörtlich ist. Vor dem Jahre 2000 wagten wir kaum in Großstädten mit der Karte in der Hand die Umgebung einzuordnen. Sofort kam das unvermeidlich „Can I help you?“ Und das Bedauern, wenn wir ablehnten., weil wir ja wussten, wo wir waren.
Ich weiß nicht, welch Erfahrungen andere Touristen in Oz gemacht haben. Ich glaube oft, dass die Aussies denken, alle Deutschen sind Karl May Fans und haben von Old Shatterhand oder Winnetou das Spurenlesen gelernt. Oder aber, dass die Touristen hellseherische Fähigkeiten haben. Anders kann ich mir die oft fehlenden oder orakelhaften Beschilderungen nicht erklären.
Wir wollten in Sydney nach Cronulla. Sind aber durch die schlechte Ausschilderung in Burraneer gelandet, wie ich hinterher erfuhr. Wir brauchten Hilfe. Ich hielt vor einer Schule, aus der gerade eine junge Frau kam. Ich fragte sie nach der Strasse, in der sich unsere Unterkunft befand. Die Dame, eine Lehrerin, kannte diese Straße nicht, hatte aber in ihrem Auto einen Straßenplan von Sydney. Das waren zwei Bände von Brockhausdicke. Dann zeigte sie mir unseren Standort und die Strecke, wie ich zu der Adresse gelangen würde. Das war wie ein Strickmuster. Ich bat sie, mir zu sagen, wie ich bis zur nächsten Hauptstrasse kommen kann, um dann noch einmal zu fragen. „Ach, was soll’s!“ antwortet sie. „Ich fahre vor Ihnen her!“ Die Dame stieg in den Wagen und brachte uns sicher über unzählige Kreuzungen und unausgeschilderte Hauptstrassen zu der Unterkunft. Dort hielt sie an. Ich stieg aus, bedankte mich. Sie aber winkte nur ab. „No worries“. Erkundigte sich noch, ob wir die Hausnummer hätten, wünschte einen guten Aufenthalt in Cronulla und fuhr mit einem kurzen Abschiedswinken davon. Solche Hilfsbereitschaft haben wir schon an vielen Orten unserer Aufenthalte erlebt.
Seit dieser Zeit bin ich schon mehrmals, wenn mich Ausländer in Deutschland nach dem Weg fragten, ebenfalls vor Ihnen hergefahren. Da ich nun weiß, wie wohltuend und unvergesslich solche Erlebnisse im Ausland sind. Und ich möchte, dass im Ausland über die Hilfsbereitschaft der Deutschen auch gut gesprochen wird.
OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.
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