Und auch die Aussicht am Abend im berühmten Pub von William Creek schnurrige Geschichten zu hören, reizte nicht sehr. Der neue Besitzer hat im Gastraum etwas mehr Ordnung geschaffen. Es sind zwar immer noch allerlei Andenken aus aller Welt an den Wänden. Aber die BHs und Slips an der Decke sind verschwunden. Machte auch keinen guten Eindruck. Der Pub wurde 1887 erbaut. Und einige Holzbalken stammen noch aus dieser Zeit.
Die Zapfhähne an den Tanksäulen in William Creek sind mit Vorhängeschlössern gesichert. Vertrauen ist im Outback nicht immer angebracht. Wir sind vor dem Tanken eine kleine Runde durch den Ort gefahren. Hier werden wir unseren Wunsch nach Sauberkeit nicht realisieren können. Da reizte auch ein angebotener Hubschrauberflug oder ein 30minütiger Fußmarsch entlang den Gleisen nach Breakfast Creek nicht. Sogar die Teilnahme an einer Kamel Safari könnte man buchen.
Eine unbedingt zu erwähnende Sensation ist die erste Solar betriebene Phonbox in Australien. Trotzdem entstand bei uns spontan der Entschluss nach dem Tanken die läppischen 166 Kilometer auf der „sandigen Wellblech Piste“ nach Coober Pedy zu fahren. Eigentlich wollte ich den Gastwirt, Hotelier und Tankwart, dessen Haus den eigentlichen Ort William Creek ausmacht, und der Ort dadurch, mit immerhin 10 Einwohnern, zu den kleinsten Gemeinden in DU gehört, noch fotografieren. Aber er wollte dazu ein sauberes Hemd anziehen Und da wir in drei Tagen sowieso wieder vorbei kommen, verschoben wir das Foto. Natürlich gab es im Ort auch einige selbst gefertigte Hinweistafeln über den Oodnadatta Track.
Wieder zurück sind wir dann auf einer gar nicht so schlechten Strasse nach Coober Pedy gefahren. Noch heute sind Dagmar und ich uns uneinig, ob rechts und links der Strasse ausgetrocknete Salzseen liegen würden. Ich glaube doch. Aber Recht hat bei uns immer nur Dagmar. Denn der angeblich einzige See auf dieser Tour ist der nördlich liegende Lake Carabarrawirracana. Und der hat immer Wasser. Nach dem bekannte Song von Rolf Harris auch, wenn ringsherum alles trocken ist.
Etwas verunsichert wurde ich bei einer Weggablung. Der eine Weg führte nach Anna Creek, der andere nach Coober Pedy. Es war nur nicht ganz klar ausgeschildert, welcher Weg wohin führt. Erst nach einem Kilometer fühlte ich mich dann sicher, auf dem rechten Weg zu sein. Anna Creek ist eine sehr bekannte Rinderstation in Australien. Die größte ihrer Art im Land und die größte in der Welt. Wer kann schon Grundbesitz von über 24 Tausend Km² aufweisen. Eine Ausdehnung, die der Größe von Belgien entspricht.
Nun ging es ziemlich schnell und trotz einigem Verkehr nach Westen. Etwa 10 Kilometer vor Coober Pedy passierten wir den Dingo Zaun. Der Zaun kommt aus Queensland, passiert NSW und ist nun in SA: Er zieht am südlichen und westlichen Ufer des Lake Frome vorbei nach Norden. 31 Km nördlich von Marree geht der Zaun wieder nach Süden, überquert den Oodnadatta Track, um nördlich von Coober Pedy auch den Stuart Hwy zu überqueren. Dann verläuft der Zaun wieder südlich, passiert den Tallaringa Conservation Park bis zu Mount Christi Corner. Schützt dann das Yellabina Regional Reserve und beendet in der Great Australian Bight seine 5.300 Kilometer lange Reise durch Süd Australia. Insgesamt werden so stattlich 9.600 Kilometer abgetrennt. Erbaut wurde der Dog Fence um 1950. Um die Schafe vor den zunehmenden Angriffen der Dingos zu schützen. „You Dingo!“ das war das Schimpfwort, mit dem die Schafzüchter den Räuber bedachten. Und deshalb hatten sie auch kein Verständnis für den humorvollen Werbeslogan „Esst mehr Lammfleisch! Hunderttausend Dingos können nicht irren!“
Weiter lesen: Opale in Coober Pedy
OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.