Der erste Europäer, der an Australiens Südküste entlang segelte, war der Holländer Peter Nuyts 1626/27. Seine Aufzeichnungen erwiesen sich als zu ungenau. Also vervollständigten andere Holländer kontinuierlich den Verlauf der Küste. Die richtige kartographische Erfassung nahm aber erst Matthew Flinders 1802 vor. Dann kamen die Berichte von Sturt, der 1830 die günstigen Siedlungsbedingungen im Süden besonders erwähnte. Die Regierung in London plante deshalb natürlich auch die Besiedlung von Süd Australien. Zu dieser Zeit hatte Edward Wakefield eine sehr gelegene Idee. Er schlug nämlich vor, das Land in den Kolonien an junge Ehepaare schon in England zu verkaufen. Von den Einnahmen wollte er arbeitswilligen Auswanderern die Überfahrt bezahlen. Als Wakefield seine Gefängnisstrafe wegen Verführung Minderjähriger abgesessen hatte, fand die Variante viele Anhänger und wurde 1834 in etwas veränderter Form als „South Australia Act“ vom Parlament in London verabschiedet.
So landeten 1836 zwei britische Schiffe an der Küste des heutigen Glenelg in der Holdfast Bay. Die „Cygnet“, unter Captain Light, und die „Africain“, die am 8. November die ersten Siedler nach Südaustralien brachten. Wer hätte damals gedacht, dass an dieser Stelle, die sie schwimmend oder mit Booten „eroberten“, schon 40 Jahre später ein gesuchtes, beliebtes haifreies Seebad stehen würde. Die Siedler waren froh, wieder festen Boden zu spüren. So schienen die Ratten, die Hitze, die Fliegen und die Moskitos bei dem, heute nachgestellten, Weg ins Landesinnere nicht zu stören. Auch nicht die sofortige Enteignung und Vertreibung des Kaurna Volkes, das hier seit Jahrhunderten lebte. Die Siedler teilten Land auf, bauten Zelte oder Hütten, rodeten Boden, um die mitgebrachten Pflanzen zu setzten, und warteten auf den Gouverneur. Am 28. Dezember landete mit dem „HMS Buffalo“ der zuständige Kolonialminister Gouger nach sechs Monaten beschwerlicher, aber nun glücklich beendeter Überfahrt. An Bord warteten 400 weitere Siedler auf die Landung. Die Siedler auf diesem Schiff waren freie Engländer, die ihre Passage selbst bezahlten. POMS (People of Means), was soviel wie zahlungsfähige Bürger heißt, wurden sie genannt.
Der Captain der „Buffalo“ Hindmarsh war als erster Gouverneur vorgesehen. Mit ihm blieben noch 19 seiner Seeleute im neuen Land. Man hatte auf den Gouverneur schon gewartet. Noch am Landungstag so gegen 15.00 Uhr proklamierte Hindmarsh bei 100° Fahrenheit (38°C) unter einem bogenförmig gewachsenen Gum Tree, der noch heute steht, mittlerweile aber für die Ewigkeit betoniert wurde, und den eine offene Halle schützt, die neue Kolonie Süd Australien, die Gültigkeit britischer Gesetze und den Schutz der Aborigines. Klingt ganz gut. Versteht sich aber in damaliger britischer Lesart so, dass die Siedler das von den Aborigines unrechtmäßig okkupierte Land wieder befreit hatten. Und er nannte den zu gründeten Ort Glenelg. Das war kein amüsantes Wortspiel eines in jeder Richtung zu lesenden Namens. Glenelg hieß der Staatssekretär für Kolonialfragen in London. Personenkult gibt es wahrscheinlich bei der Menschheit schon immer. So wurde die Geschichte von Glenelg auch der Beginn der Geschichte der Kolonie Süd Australiens.
Allerdings rechtfertigten die neuen Stadtbewohner die ihnen gewährten Vergünstigungen. Es bedurfte solcher Maßnahmen, um die Zuwanderung nach SA zu fördern. Für 1400 städtische Bürger stellte der Staat kostenlos eine Fläche von 67 Acres (271.159 m²) zum Hausbau zur Verfügung. Das waren 200 m² pro Person. Nicht schlecht für eine vierköpfige Familie. Eine politische Einflussnahme und Regulierung waren auch deswegen notwendig, weil bald in SA die Grundstückspekulationen kriminelle Ausmaße annahmen. Die umständlichen und zeitintensiven Vermessungs- und Verkaufsgebaren der Regierung brachte zum einen viele Siedler um das Ersparte und zum anderen entstand eine neue gesellschaftliche Schicht. Die Großgrundbesitzer!
Der Captain der Cygnet Colonel Light wurde der General Landvermesser des neuen Gouverneurs. Light war von Anfang an klar, das Glenelg niemals die Hauptstadt der neuen Kolonie sein kann. Irgendwann 1836 soll er auf dem Montefiore Hill die Vision einer großen Stadt gehabt haben. Dort steht zur Erinnerung das „Light Vision Monument“. Nach vielen Schwierigkeiten und Intrigen seines Assistenten G. Kingston legte er mit Zustimmung des Gouverneurs am 10. Februar 1837 fest, die neue Stadt soll am Torrens Fluss 10 Kilometer landeinwärts entstehen. Und Hindmarsh gab der neuen Hauptstadt auch gleich den Namen Adelaide, nach der Frau King William IV. So wurde die Hauptstadt einer britischen Kolonie nach einer ehemaligen deutschen Prinzessin (Adelheid von Meinigen) genannt.
Das man sich auch heute in Adelaide kaum verlaufen kann, ist der weitsichtigen Planung Lights zu verdanken, der eine „perfekte Stadt“ bauen wollte. Dazu gehören die schachbrettartig angeordneten Straßen, die stetige Präsens des Flusses und die Umsetzung des britischen Plans von Mazlen, um jede neue Stadt einen Grüngürtel zu legen. Der weitere Aufbau der Stadt lag dann ab 1850 in der Eigenverantwortung der Südaustralier.
London hatte SA, ebenso wie NSW, Victoria und Tasmania die Teilautonomie mit höchstmöglichster Selbstbestimmung übertragen.
OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.
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