Shirley Strickland

One of the greatest track legends - Shirley Strickland


Beschließen möchte ich diese kleine Exkursion zu den Größen des australischen Sportes mit dem Bericht über eine Sportlerin, die an jedem Tag ihres Lebens ein Vorbild für eine ganze Nation war.

Ich meine Shirley Strickland de la Hunty – one of the greatest track legends!

Am 16. Februar 2004 fand man eine 78 Jahre alte Frau auf dem Fußboden der Küche in ihrer Wohnung in Perth tot auf. Die Todesursache blieb ungeklärt, da keine Autopsie beantragt wurde. Auch nicht als der Leichenbeschauer die Diagnose „ungeklärte Todesursache“ testierte. Obwohl die Rentnerin wahrscheinlich schon fünf Tage vorher verstarb. Nachdem die Behörden selbst den Antrag einiger Familienmitglieder auf eine Untersuchung zur Feststellung der Todesursache 2005 ablehnten, gab die Familie einen Stress bedingten Schlaganfall oder eine Herzattacke als mögliche Todesursache der Öffentlichkeit bekannt. Die Verstorbene war eine der größten australischen Sportlerinnen und Sportpersönlichkeiten. Shirley Barbara Strickland de la Hunty.

Mit ihr begann in den 50ziger Jahren der einzigartige Höhenflug australischer Sportler, wie auch Betty Cuthbert, Majorie Jackson, Herb Elliot, Dawn Fraser Rod Laver (um nur einige zu nennen), der fast zwei Jahrzehnte anhielt und bei den Australiern eine erhebliche Zunahme des Selbstwertgefühls erzeugte. Bis die Ernüchterung 1976 (nur noch fünf Medaillen in Montreal) einen grundsätzlichen Wandel in der Sportförderung durch PM Malcolm Fraser brachte.

Schon 1956 wurde Shirley Strickland zur erfolgreichsten australischen Athletin gekürt. Ein Titel, der bis heute Bestand hat. Auch deshalb, weil sie nicht nur eine hervorragende australische Leichtathletin war, sondern auch eine „Fair Dinkum Aussie“, eine überragende Australierin.

Shirley wurde am 18. Juli 1925 in Northam, 100 Km östlich von Perth, geboren. In Northam ist sie aufgewachsen. Ein unauffälliges Mädchen, dem allerdings die Liebe zur Leichtathletik in die Wiege gelegt wurde. Ihre Vater Dave hatte 1900 das 120 Meter Handicap Rennen in Stawell (Stawell Gift seit 1878)) gewonnen. Aber seine Finanzen erlaubten ihm keine Teilnahme an der Olympiade 1900 in Paris.

Shirley wuchs mit ihren Brüdern auf der Farm der Eltern auf. Rannte barfuss mit Kaninchen und Kängurus um die Wette. In der Schule interessierte sie sich für Hockey. Und sie gewann allerlei Schüler- und Juniorentrophäen im Wettrennen für ihre Schule. Immerhin schon mit 17 Jahren in der respektablen Zeit von 11,2 Sekunden für 110 Yards.

Von Northam wechselte sie zum Studium nach Perth. 1945 graduierte sie zum Bachelor und 1946 zum Honour der Physik. Als 1946 in Perth wieder Sportclubs aktiviert wurden trainierte Shirley regelmäßig und war schon 1948 eine große Hoffnung auf den nationalen Titel. Und noch heute sind sich die Fachleute nicht einig, ob Shirley oder Joyce King in 11,1 die 110 Yards gewonnen hat. Shirley siegte über die 90 Yards Hürden, kam über 200 Yards und im Staffellauf aufs Treppchen. Somit wurde sie Mitglied der australischen Olympiamannschaft für London 1948. Bei diesem olympischen Debüt gewann sie drei Medaillen für Australia. (Bronze über 100 Meter und 80 Meter Hürden, sowie Silber mit der 4x 100 Meter Staffel). Über den vierten Platz im 200 Meter Lauf wird noch zu reden sein.
Der Reigen einer unvergleichlichen Erfolgsserie war eröffnet. Nach drei Gold- und zwei Silbermedaillen bei den British Empire Games 1950 in Auckland qualifizierte sie sich selbstverständlich für die Olympiade 1952 in Helsinki. Mit Gold über 80 Meter Hürden in Weltrekordzeit und Bronze über 100 Meter kam sie zurück.
Australien hatte einen neuen Star!

Die bescheidene Olympiasiegerin analysierte ihre Siege mit einer Mischung aus 90% Enthusiasmus und 10% Technik. Sie setzte ihre akademischen Erkenntnisse in sportliche Erfolge um, indem sie die griechische Auffassung der Vollkommenheit von Verstand und Körper anstrebte.

„Um Erfolg im Sport zu haben muß man das Fallen lassen lernen, man braucht einen guten Trainer und eine Vaterfigur zu Hause, die einem sagen, was richtig ist. Du darfst nicht Essen, was du möchtest, Du musst Dir genügend Zeit für das Training nehmen und immer wieder Start und Lauf perfektionieren. Sei kritisch, ehrgeizig, hoffnungsvoll und bete, dass Du Dich an dem großen Tag top fit fühlst!“

Eine solche Einstellung machte die Olympiasiegerin, die Weltrekordlerin (1955 stellte sie in Polen einen weiteren neuen 100 Meter Weltrekord auf) und die Wissenschaftlerin zu der beliebtesten Sportlerin Australiens.
Seit 1950 war Shirley mit Laurenz de la Hunty, einem Geologen, der ihr physikalisches Seminar besuchte, verheiratet. Aber das Ehepaar war sich einig, dass zunächst die Olympiade in Helsinki alle Konzentration benötigte und familiäre Pläne zurückstehen müssen.

Die Zeit nach Helsinki war ein einschneidender Wechsel im Leben der Athletin. Krankheiten und Verletzungen bedingten deprimierenden Niederlagen. Auf Anraten der Ärzte verzichtet sie auf die Teilnahme an den australischen Meisterschaften. Bald wusste das Ehepaar von der ersten Schwangerschaft. Und im September 1953 wurde Phillip geboren. Ein ganz Australien interessierendes Ereignis. Und alle waren sich einig, dass Shirley sich nun ausschließlich ihren Hausfrauenpflichten widmen würde. Doch die Aussies kannten „ihre Shirley“ nicht!

Im Dezember 1953 begann sie wieder mit dem Hochleistungstraining. Vor dem Empire Games 1954 wurde sie krank, versuchte sich in den verschiedensten Disziplinen, wurde aber für die Mannschaft nicht berücksichtigt. Ein schwerer Rückschlag. Um wieder in Form zu kommen wollte sie mit der Männermannschaft trainieren. Ein unerhörtes Vorhaben für 1953. Es wurde abgelehnt.
Viele meinten, sie “sei über den Berg” und solle aufhören.

Ihre Antwort war der 100 Meter Weltrekord 1955 in Polen. Die Olympiade in Melbourne 1956 wurde zu einem Triumph für die australische Frauenmannschaft der Leichathletik und auch für Shirley. Mit zwei Goldmedaillen (80 Meter Hürden und 4 x 100 Meter) verstummte sie alle Zweifler.

Jetzt schien der rechte Zeitpunkt gekommen, die aktive internationale Karriere zu beenden. Mit sieben olympischen Medaillen (drei Gold, eine Silber, drei Bronze), mit fünf Commonwealth Games Medaillen (3 Gold, zwei Silber), mit drei World University Medaillen (zwei Gold, eine Bronze) und mit 15 Weltrekorden zwischen 1952 bis 1956 wurde sie zur herausragenden Athletin der goldenen 50er Jahre der australischen Leichathletik. Bei ihrem internationalen Rücktritt war Shirley 31 Jahre. Dieser Rücktritt hinderte sie aber nicht daran, an australischen Meisterschaften weiterhin siegreich teilzunehmen. Zwischendurch bekam sie 1957 ihr zweites Kind.

1962 beendete sie mit einem Sieg in Adelaide endgültig ihre Laufbahn. Sie machte Platz für die nachdrängende Jugend. Ohne denen aber ihre Erfahrungen vorzuenthalten. Ihre vielen australischen Titel zwischen den 90 Yards Hürden bis zur 880 Yards Strecke sind auch eine Einmaligkeit.

Bis zur Olympiade 2000 in Sydney war Shirley Strickland die unumstrittene medaillenreichste Leichtathletin der Welt. Das änderte sich, als Merline Otey aus Jamaika über 400 Meter eine achte olympische Medaille gewann. Nun wurde eine Tatsache bekannt, die Shirley nie erwähnt hat. Sie war bei der Olympiade 1948 in London über 200 Meter nach Kampfrichterentscheid Vierte geworden, Eine nach Jahren durchgeführte Zielfotoauswertung ergab, dass eigentlich Shirley Dritte war. Sie hat aber wegen der Zielentscheidung niemals Protest eingelegt.

Shirley Strickland DenkmalBei den Olympiaden 1968 (Mexiko) und 1976 (Montreal) begleitete sie die australische Olympiamannschaft als Direktorin und stand mit Rat und Tat den Athleten zur Verfügung. Wegen ihrer sehr aktiven gesellschaftlichen und politischen Arbeit nominierten sie die australischen Demokraten als Kandidatin. Sie wirkte als Sprecherin mehrerer Vereinigungen und Ausschüssen. Und unterrichtete 23 Jahre als Universitätslektorin. Natürlich war auch sie eine der Trägerinnen der Olympiafackel 2000.
In einem Zeitungsartikel habe ich gelesen, wie sie dem Reporter 2000 berichtete, dass sie sich jetzt mit 76 Jahren auf einen Teilnahme an den Masters Games 2001 in Brisbane vorbereiten würde.

Shirley hat insgesamt vier Kinder geboren. Es gab über sie Fernsehserien, Filme. Aber Shirley war Zeit ihres Lebens niemals anpassungsbereit. Als Mitglied des National Trust brachte sie ihre Ideen über Naturschutz und Umgang mit den Ureinwohnern mit Feuer und Vehemenz ein.

Für ihre sportlichen Leistungen verlieh man ihr die Helmet Trophy (1955) und machte sie 1957 zum MBE. In Sachen Klimaschutz blieb sie immer ein unangenehmer Mahner.

Das Denkmal aber vor dem MCG Museum in Melbourne wurde von einer Gruppe anonymer Geschäftsleute gestiftet.
Weltweites Aufsehen erregte sie 2001, als sie ihre olympischen Medaillen versteigern ließ, um mit dem Geld die Ausbildung ihrer 15 Enkelkinder zu unterstützen.

Eigentlich kann Shirley auf ein erfülltes und gelebtes Leben zurück blicken. Und 78 Jahre sind ein gutes Alter.
Wenn ich jetzt die Statements bekannter Australier zum Tod von Shirley erwähnen will, würde dieser Artikel mehrere Seiten umfangreicher werden.

Eines der Golden Girls Australiens lebt nicht mehr. Sie hat aber durch ihre sportlichen Erfolge, durch ihren unbeirrbaren Lebensstil und durch ihre aktive Anteilnahme an der Umwelt deutliche Spuren hinterlassen.
Falls im Himmel Sportwettkämpfe zwischen den Engeln ausgetragen werden? Shirley ist mit Sicherheit schon mehrfache himmlische Meisterin.

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Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.

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