Eine der schönsten Städte im Avon Valley (WA) ist Toodyay. Für den Besucher erfreulich, weil der Ort noch nicht von den Strömen der Individualtouristen entdeckt wurde. Und natürlich hat auch Toodyay seine Geschiche (Siehe „Und immer weiter zur Sonne“). Einer der "großen" Bushranger Westaustraliens hatte hier seine Heimat -
Moondyne Joe
Das Gefängnis der Stadt, erbaut 1865 als „Seven Cell Prison“, nennt sich heute (nach einer Restaurierung 1962) „The Old Newcastle Goal Toodyay“. Das Gebäude ist denkmalgeschützt. Interessante Einblicke über die Unterbringung der Gefangenen, über die Lebensweise der Polizisten erfährt man. Die wechselvolle Geschichte der Polizei in dieser Gegend, Geräte zur Verwahrung der Strafgefangenen, Hinweise über die kleine Feldwirtschaft und von der Bienenzucht, die einige dort wohnende Polizisten betrieben.
Natürlich besichtigten wir auch die ausliegenden Gerätschaften der Feuerwehr der Stadt. Man muß das Gefängnis und die gegenüberliegenden Baracken als Einheit sehen. Dort steht auch eine der legendären Reisekutschen von Cobb & Co (siehe „Wegbereiter im wahrsten Sinne“). Diese Baracken waren das eigentliche erste Gefängnis. Man errichtete sie 1837, um die 40 Aborigines, die zwei Weiße am Meads Rock getötet hatten, zu inhaftieren. Als die Stadt oder besser der Magistrat der Stadt seine Händel mit Moondyne Joe austrug, stand schon das 1864 gebaute neue Gefängnis an der Charles Street. Das heute zu besichtigende Goal in der Clinton Street entstand zwischen 1862 und 1864.
Australienweit berühmt machte den Ort Mitte des 19. Jahrhunderts
Joseph Bolitho Johns, nur bekannt als
Moondyne Joe. Der Sohn eine Waliser Schmiedes wurde 1831 geboren und schon mit knapp 20 Jahren wegen Diebstahl von drei Laib Brot, etwas Käse und ein Stück Hammelfleisch zur 10 Jahren Deportation nach Australien verurteilt.
Der Autor Dieter Tischendorf hat sein neuestes Buch mit
Reiseberichten aus Queensland im Internet veröffentlicht.
Er traf 1853 in Perth ein und kam als Strafgefangener zur Arbeit auf die winzig kleine Farm Moondyne. Dort beging er ein „Kapitalverbrechen“. Er setzte nämlich einem Pferd, das ihm nicht gehörte, ein Brandzeichen. In den Augen der Justiz ein verkappter Pferdediebstahl! Dafür wurde man in England gehängt. So kam Joe nach seiner Inhaftierung 1861 in Toodyay vor Gericht. Als er merkte, dass ihm Jury und Richter nicht gewogen waren, entfloh er. Nicht ohne des Richters Pferd mit dem Zaumzeug mitzunehmen. So begann ein, ganz Australien auf 40 Jahre amüsierendes, Katze und Maus Spiel zwischen Joe und dem Magistrat.
Recht bald fing man ihn wieder ein. Er bekam wegen des unerlaubten Brennens, wegen des Pferde- und Zaumzeugdiebstahls drei Jahre Gefängnis. Diese Zeit saß Joe ab. Kaum entlassen schoss er einen Ochsen. Er beteuerte seine Unschuld, wurde aber nunmehr zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Er fand dies im höchsten Maße ungerecht. Also floh er wieder. Erneut gefangen und nunmehr in Eisen gelegt gelang ihm trotzdem wiederum die Flucht. Damals wurde er Anführer einer Bande von mehreren ebenfalls entflohenen Sträflingen. Sie beraubten viele Geschäfte, horteten Lebensmittel und besorgten sich allerlei Ausrüstungsgegenstände. Die Truppe wollte sich zu den östlichen Kolonien absetzen. Dann kam der 17. September 1866. Gouverneur Hampton war gerade zu Besuch in der Stadt.
Moondyne Joe meinte, dass das ein günstiger Zeitpunkt für einen großen Fischzug wäre. Sie überfielen Everetts Store in Toodyay.
Als Beute raubten sie Gewehre, Versorgungsmaterialien, Munition und, was keiner verstand, 36 vornehme Damentaschentücher. Wozu Joe die brauchte, wurde nie geklärt. Die Legende, zu der Joe durch diese Raubzüge wurde, behauptet, er habe dem Gouverneur in jener Nacht auch den Bart abgeschnitten. Und ganz Australien lachte. Nicht so die Obrigkeit. Bereits nach 12 Tagen wurde er gefasst und, da das Gefängnis in Toodyay nicht sicher schien, in Ketten nach Fremantle ins dortige Gefängnis gebracht. Dort baute die Verwaltung speziell für ihn eine „sichere“ Zelle. In dieser hockte Joe an einen Pfosten gekettet. Jetzt verkündete der Gouverneur, stolz über die Verwahrung des „Ausbrecherkönigs“, er würde Joe die Freiheit schenken, wenn ihm aus Fremantle ebenfalls eine Flucht gelingen würde.
Nach vier Monaten war
Moondyne Joe wieder frei. Wegen seines sich verschlechternden Gesundheitszustands durfte er seine Zelle zeitweise verlassen und im Steinbruch arbeiten. Mit der Folge, dass er sich durch die Steinmauer seiner Zelle grub. Über dem Loch hing seine Jacke. Der Gouverneur hielt sein Versprechen nicht. Nach zwei Jahren war Joe wieder gefangen und saß noch vier Jahre in Fremantle ab. Dann wurde er Freigänger. Mit 60 Jahren zog es ihn noch ins Goldfeld. Nach dem Tod seiner Frau ging er zurück zur Westküste. Er starb 1900 mit dem Ruf, zum Schluss geisteskrank gewesen zu sein. Über sein Leben gibt es ein Buch - "Legend of Moondyne Joe"
Dieter Tischendorf