Ben Hall - Bushranger

Der Intelligenstete unter den berühmten Buschräubern ist sicherlich eine tragische Figur.

Ben Hall wurde 1837 geboren. Sein Vater war ein Strafgefangener, der wegen des Diebstahls eines Taschentuches nach Australien deportiert wurde. Hall lernte in der Schule Lesen und Schreiben. Ihm wurde eine besondere Begabung für Arithmetik bescheinigt. Zunächst arbeitete er als Rinderhirte und machte sich mit dem Ersparten selbstständig. Bis zur ersten Verhaftung war Ben ein gesunder, fleißiger, begabter und respektierter Siedler. Von einer Viehkontrolle kam er zwei Tage eher als gedacht zurück. Seine Frau lag in den Armen eines jungen Polizisten. Als seine Frau ihn sah schrie sie um Hilfe und behauptete, der Polizist habe sie überfallen. Die beiden Männer schlugen sich. Der geübte Boxer Ben Hall schlug den Liebhaber seiner Frau blutig. In dieser Zeit wurde bei einem Pferderennen in Forbes von der Gardiner Bande ein bewaffneter Raubüberfall verübt. Ben wurde angeklagt, einer der Räuber gewesen zu sein. Belastend schien auch, weil seine Ehefrau die Schwester der Geliebten des Bandenführers Gardiner war. 

Nach seiner Freilassung fand Ben zu Hause einen Brief seiner Frau, dass sie ihn verlassen habe und das gemeinsame Kind mitnehme. Er solle nicht nach ihr suchen. Er wäre ein viel zu guter Mann für sie, den sie nicht verdient hätte. Ben wollte sich betrinken. Im nächsten Pub traf er zufällig den Polizisten Jack Taylor, den er mit seiner Frau überrascht hatte. Dieser begann um Gnade zu flehen, aber Ben spendierte ihm einen Drink und sagte, er hätte ihm die Augen geöffnet. Dafür sei er sogar dankbar. Hall hatte bis dahin nie getrunken. Nun zechte er nach den Erzählungen 6 Wochen und einen Tag durch. Dann ritt er heim, durch den Busch und begegnete in der Nähe seines Hauses zwei Männern, die von der Polizei gesucht wurden. Die Drei unterhielten sich eine Weile. Dann kam die Polizei. Die beiden Männer flohen. Ben aber blieb mit ruhigem Gewissen zurück. Das war seine zweite Verhaftung. 

Danach fand er sein Haus niedergebrannt und das in den Gehegen eingeschlossene Vieh verdurstet. 100 Rinder! Ben war verzweifelt und gebrochen. Aber es kam noch schlimmer. Nur weil er zufällig mit Männern, die am Überfall auf die Polizeistation teilgenommen hatten, eine Zigarette rauchte, wurde er ohne Vorwarnung beschossen. Die Männer hatten ihm zwar noch geraten, so schnell wie möglich weg zu reiten. Aber das ging nicht mehr.

So wurde Ben Hall durch Willkür oder aber auch Pech, durch Vorurteile und eine untreue Ehefrau, nicht nur zum Mitglied sondern bald auch zum Anführer der Gardiner Bande. Damals war er 25 Jahre alt. Die Bande gewann an Format und raubte erfolgreich zwischen 1863 und 1865 zehn Postkutschen aus, überfiel 21 Mal Städte oder Stationen und stahl 23 Rennpferde. Hall plante gut und die Polizei suchte die Bande erfolglos. Die Überfälle bereitete man immer strategisch vor. Hall schoss in die Luft und sein Ruf „Bail up (Geld her!)“ wurde berühmt. Widerstandslos übergaben ihm die Überfallenen ihr Habe. Der spektakulärste Raub war der Überfall auf die Cobb & Co. Postkutsche drei Kilometer östlich von Eugowra am 15. Juni 1862.

Ben Hall perfektionierte in der Zukunft den Straßenraub und schreckte auch nicht vor dem Überfall einer Stadt zurück. Die Gefangenen wurden zwar gedemütigt, aber stets wieder frei gelassen. So auch die drei Polizeioffiziere von Carcoar, die die Bande nach einem Postkutschenüberfall jagte. Sie wurden gefangen genommen, mussten ihre Uniformen ausziehen. Dann band man sie an Bäume. Der verantwortliche Distrikt Polizeioffizier wurde wegen der Naivität seiner Verfolgung, und weil die Räuber ihn auch noch um sein Pferd brachten, später gerügt.

Berühmt ist das Gelage von Canowindra im Robinson Hotel. Drei Tage zechten dort fünf Bandenmitglieder und zwangen die örtliche Polizei daran teilzunehmen. Als die Bande zum Schluss die gesamte Rechnung bezahlte, war der Wirt voller Lob über Ehrlichkeit und Honorigkeit der Ben Hall Gang. 1864 hatte die Bande mehrere Kutschen auf der Hauptstrasse überfallen und bereits 60 Gefangenen gemacht, als bei der Schießerei Gilbert einen Polizisten tötete. Das war der letzte Tropfen auf dem heißen Stein. Schwer von der Presse angegriffen, in der Autorität in Frage gestellt, erklärte die Polizei von NSW Hall, Gilbert und Dunn zu Gesetzlosen. Erstmalig in der kurzen australischen Geschichte gab es jetzt auch Geächtete. Jeder konnte ohne Strafe, sogar gegen Belohnung, die Drei töten. Halls lakonischer Kommentar dazu war „ Niemals werden sie Ben Hall hängen!“

Sicher fühlte er sich im Haus seines Freundes. Diese Nacht schlief er ruhig und tief. Nichts ahnend, dass der „Freund“ ihn wegen der Belohnung bereits an die Polizei verraten hatte. Schon am Abend hatten die Polizisten am Goobang Creek Stellung bezogen. Sie warteten, um Hall nicht die Flucht in der Dunkelheit der Nacht zu ermöglichen, aber das Tageslicht ab. Der immer wieder beschriebene vehemente Schusswechsel fand in Wirklichkeit nicht statt. Ein ehemaliger Freund Halls, der schwarze Wagenführer Billy Dargin, schlich mit einer Schusswaffe an seine Schlafstatt und verletzte den schlafenden Ben Hall mehrmals schwer. Dann folgte eine Gewehrsalve nach der anderen auf den hilflosen Ben Hall, der Billy bat, ihn zu erschießen, damit man ihn nicht lebend bekam. Die Legende erzählt, dass an seinem Körper 35 Einschusslöcher gezählt wurden. Davon sollen allein 15 vom „Freund Billy“ stammen. Ben Hall ist sicherlich der Tragischste unter Australiens Buschräubern. Er wurde nur 28 Jahre alt. Für die Armen war er ein Held, für die Polizei und die Wohlhabenden ein Schurke. Aber er war auf keinem Fall ein Robin Hood. Eher ein Michael Kohlhaas.

Ohne Kreuz oder Grabstein wurde er auf dem Friedhof von Forbes begraben. Der Schutz und die Kennzeichnung des Grabes kamen erst 1920. Trotzdem lagen auch vorher immer Blumen auf seinem Grab. In der australischen Geschichte wird ihm ein Ehrenplatz eingeräumt. Man sieht in ihm einen der Ersten, der gegen die Einschränkung der Bürgerrechte durch die Willkür des Staates, unter Einsatz seines Lebens kämpfte. So deutet eben jede Nation seine Vergangenheit sehr subjektiv.

Leseprobe aus „Und immer weiter zur Sonne“

@ 01.06.2010

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Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.

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