Cape Jervis ist allerdings ein trostloses Nest. Und die angepriesenen Unterkünfte entpuppten sich als wohl ehemalige Bauarbeiter Baracken mit Preisen eines Luxushotels. So sind wir zum Fährhafen gefahren. Ich hoffe, Sie kennen dieses Gefühl, wenn ein Umfeld von Anfang an als nicht passend eingestuft wird. War es die Verärgerung über diese Irrfahrt? War es der trübselige Ort? War es das diesige Wetter?
Wir standen auf einer kleinen Anhöhe, sahen hinunter auf den scheinbar ungenutzten Fährbetrieb, dachten an die Autoschlangen an der Wiseman Ferry in NSW und beratschlagten, ob eine Fahrt und ein Aufenthalt auf Kangaroo Island sinnvoll sei. Aus den Prospekten wussten wir, ob der reizvollen und unberührten Landschaft wie auf dem Bild. Aber ehrlich. Solche Gebiete hatten wir mit den Jahren in überreichem Maß in Down under gesehen.
Sollten wir uns, da ein Wochenende anstand, in den Kampf um eine adäquate Unterkunft begeben? Wir verzichteten. Vielleicht hätte sich ein Aufenthalt gelohnt, wenn wir fanatische Fischer gewesen wären. Oder aber auch, wenn wir den Startpunkt des legendären Heysen Trail nach Victor Harbour, entlang der Küste, nutzen wollten. Aber so? Und ob um diese Jahreszeit Seehunde auf Kangaroo Island zu beobachten seien? „Eher nicht“ sagte uns ein Mitarbeiter der Fähre.
Und er bemerkte auch trocken, dass dieses Wochenende alle Unterkünfte um ein Drittel teuerer sind. „Wochenendzuschlag“ griente er. Und da war was dran. Uns fiel schon auf, dass auf der Fahrt nach Cape Jervis an fast allen Caravan Parks das Schild „Non Vacancy“ zu lesen stand. „Aber Schafe“ meinte er, „Schafe könnt ihr da drüben sehen, so viele wie ihr wollt.“ Und da hatte er sicherlich recht, denn seit Einführung des Merino Schafes in Australia 1796 ist es besonders auf Kangaroo Island in fast unveränderte Form erhalten geblieben. Rund 2000 Schafe und 400 Lämmer werden jährlich von der größten Farm (Jumbuck Australia) geschoren.
So half uns der Service Man, eine Entscheidung zu fällen. Es geht zurück. Und dann weiter nach Victor Harbour. Ich fotografierte noch den Zielpunkt des Tjilbruke Dreaming Track, der auch gleichzeitig einen heiligen Ort des Kaurna Volkes, das hier in Höhlen lebte, anzeigt. Und wir beschlossen, den Besuch auf Kangaroo Island 2008/ 09 nachzuholen.
In Marion, einem südlichen Vorort von Adelaide, befindet sich nahe des Sturt River „Warriparinga“, ein ziemlich windiger, aber heiliger Platz des Kaurna Volkes. Dort wurde ein Kultur Zentrum errichtet. Ein Kulturzentrum, das über das Leben der hier einst wohnenden Ureinwohner informiert. Geschichten aus der Traumzeit sind zu lesen, alte Lebensweise zu studieren und die Möglichkeiten des Volkes, heute in Frieden zu leben und kunsthandwerkliche Exponate anzufertigen, kennen zu lernen. Auch das wird erklärt. Marion ist der Start für den Tjilbruke Track, der entlang der Küste bis nach Port Jervis führt. Auf diesem Weg erlebt der Wanderer die Natur aus Sicht der Ureinwohner, bekommt er den Busch, die Tiere, die Chancen im Busch zu überleben, und die Bedeutung des Flusses für das Kaurna Volk erläutert.
Die Ureinwohner (Kaurna, Peramangk und Ngarrindjeri) nannten die Fleurieu Halbinsel einst „Parri“. Ein Wort, das Wasserlauf bedeutet. So wollten sie diese Region als ein Gebiet mit vielen Bächen und Flüssen kennzeichnen.
1802 erreichte Baudin als erster Europäer die Halbinsel und taufte sie eben Fleurieu Peninsula. Nicht wegen der blühenden Blumen, da „fleurie“ bekanntlich das französische Wort für blumig oder blühend ist, sondern zu Ehren seines Freundes und Förderer Charles de Fleurieu, einem Minister Napoleons. Da schon 1848 mit Buxtom Laurie der erste französische Winzer hier eintraf blieb die namentliche Verbindung zu Frankreich trotz britischer Kolonie erhalten.
OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.
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