Whispering Wall, Barossa Reservoir
Von Gawler fährt man zum Besuch des Barossa Reservoirs zunächst auf der B19 bis Sandy Creek nach Osten. Hier muß man aufpassen, um den richtigen südlichen Abzweig, nämlich die Williamstown Road, nicht zu verpassen. Fünf Kilometer in Richtung Williamstown, dann zweigt die Yettie Road ab, die am Barossa Reservoir vorbei führt. Ich hatte durch Zufall beim Durchblättern des Barossa Heritage Trail Heftes den Hinweis auf die „wispernde Mauer“ gefunden. Nach dem Heft sollte wohl an dem 1899 gebauten Damm, den man inzwischen auch schon renoviert hat, ein einzigartiges Echo bestehen. Das erweckte unsere Neugier.
Es muss sich bei dem Damm wohl doch um eine Besonderheit handeln. Sonst gäbe es nicht diese unterschiedlichen Positionsangaben. Manchmal Cockatoo Valley, manchmal Eden Valley. Wenigstens ist man sich einig, dass der zwischen 1899 bis 1902 am Yettie Creek gebaute Damm einer der ersten Bogendämme der Welt war. Ein mittlerweile seit 2002 anerkanntes ingenieurtechnisches Wahrzeichen.
Ich glaube, dass viele Beschreiber gar nicht dort waren, da sie monoton die in den Visitor Informationen zu lesende Beschreibung von „einem einzigartigen Sound Echo“ zitieren. Abgesehen von dem Damm in Bogenform sah ich bei unserer Ankunft im Recreation Park keinerlei Besonderheit. Solche Dammformen hatten wir schon auf Tasmanien gesehen. Also auch kein Unikat. Oder doch?
Vorbei an dem angeblich größten Familienpicknickplatz in Süd Australien gingen wir zum Damm. Der gestaute See umfasst immerhin 62 Hektar und kann bis zu 4510 Mega Liter Wasser, das entspricht einer 4500maligen Füllung des Olympiaschwimmbeckens von Sydney, aufnehmen.
Eigentlich hatte ich irgendwelche Töne, die der vorbei sausende Wind verursacht, erwartet. Nichts davon. An dem Gatter vor der alten Staumauer rief ich den beliebten deutschen Echoruf „Wer ist der Bürgermeister von Wesel?“ Keine Antwort.
Und dann sah ich die nebenstehende „Gebrauchsanweisung“. Meine Frau blieb an dem angegebenen Platz und ich lief schnell über die 144 Meter lange und 36 Meter hohe Staumauer auf die andere Seite. Dort angekommen schaute ich zu meiner Frau und brüllte „Kannst du mich hören?“ Die Antwort überraschte mich maßlos. In ganz normaler Gesprächslautstärke antwortete meine Frau „Warum brüllst du denn so. Ich kann sogar dein Schnaufen vom schnellen Lauf über die Staumauer hören!“.
Ich war perplex. Das war es also. Eine „Flüstermauer“. Die sich eigentlich geradlinig ausbreitenden Schallwellen schmiegen sich in die Rundungen des Walls, verlieren so nicht ihre Lautstärke. Sie kommen 144 Meter weiter genauso laut an, wie sie gesprochen wurde. Faszinierend!!!
Eine wirkliche akustische Sensation, die von den Baumeistern nicht beabsichtigt war. Die Bogenform der Staumauer, mittlerweile als innovativer moderner Dammbau anerkannt, war aus landschaftlich bedingten statischen Überlegungen erfolgt. So ist unbewußt durch die gekrümmte schlanke Form des Damms in einer ziemlich ruhigen landschaftlichen Lage, neben dem ersten echten Bogendamm in der Welt, auch eine Situation für eine optimale Schallübertragung geschaffen worden.
Natürlich ist mit dem Stausee auch ein Biotop für Tiere und Pflanzen entstanden, das die Ranger oder die Volontäre mit viel Liebe hegen und pflegen.
Wer den Whispering Wall besucht sollte, bei aller Überraschung und Begeisterung über das einzigartige akustische Phänomen, nicht vergessen, auch mal in die Tiefe der anderen Seite des Staudamms zu schauen. Ebenfalls sehr eindrucksvoll. Der kleine Bungalow ist aber nicht zu mieten.
Und allen, die anschließend zu „The Knob Lookout“ fahren wollen, wünsche ich:
„Viel Vergnügen! Viel Geduld! Und falls es klappt: Tolle Aussicht!“
Dieter Tischendorf
Foto: Dieter Tischendorf
OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.
Keine Kommentare