Unser Reiseleiter führt die OzBus-Gruppe zum Imam-Platz, dem historischen Zentrum von Isfahan. Früher fanden hier Polospiele statt, die der Herrscher mit seinem Gefolge von einem überdachten Balkon aus beobachtete. Heute gibt es einen Springbrunnen auf dem gepflasterten Platz. Als besondere Attraktion drehen einige Kutschen ihre Runden in der Morgenhitze und in den Arkaden haben sich die Andenkenhändler niedergelassen.
Einige iranische Familien besuchen den Palast, doch westliche Touristen sehe ich nicht. Beim Besuch der Moschee müssen wir uns noch eine zusätzliche Burka überwerfen. Wir wickeln uns in die Stoffbahnen und sehen aus wie eine Horde verwirrter Schreckgespenster. Selbst die iranischen Frauen, die in ihrer „normalen“ Kleidung durch die Moschee spazieren, schauen mit Kopfschütteln auf unsere Verkleidung.
Endlich haben wir Freizeit. Den Hinweis unseres Reiseleiters im Hinterkopf, („Der Iran ist ein sicheres Land. Gehen Sie nicht alleine raus.“) verlassen wir zu fünft den restaurierten Imam-Platz und tauchen vom gleißenden Sonnenlicht ins Halbdunkel des Bazars. Schon nach wenigen Metern lassen wir die Front der Teppichhändler und Miniaturenmaler („Seize does not matter“) hinter uns und das echte Isfahan beginnt.
Hier ist jede Schaufensterpuppe ein Unikat, das auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken kann. Die weiblichen Exemplare tragen natürlich Kopftücher, die männlichen verwegene Frisuren und halbabgeschlagene Nasen. Von Holz bis Aufblasbar mit Plastikhaar ist alles vertreten.
Wir folgen den gebogenen Gängen und durchqueren den Schraubenbazar, den Gewürzbazar, den Waschschüsselbazar. Wir erreichen einen sonnendurchfluteten Hinterhof, von dem mehrere Gässchen abgehen, doch alle enden nach einigen Ecken in einer Werkstatt oder an einer Holztür. Zurück im Bazar können wir die Sonne nur durch die Deckenfenster - Kreise, Sterne, Dreiecke – erahnen.
Am Ende eines Ganges entdecke ich eine Moschee. Noch während wir scheu am Eingang zum Hof stehen, spricht uns ein junges Paar an: Woher wir kommen? Was wir hier tun? Innerhalb kürzester Zeit bildet sich ein Kreis von Neugierigen um uns. Sie schütteln den Männern die Hände und heißen uns herzlich im Iran willkommen. Zum Abschied wünschen Sie sich noch ein Foto mit uns.
Nach knapp zwei Stunden, spuckt uns der Bazar an seinem hinteren Ende wieder aus – in eine Wüste aus Staub und Ruinen. Unter Tücher, die vor der Sonne schützen, warten rote Jacken und Jeans auf Käufer. Der Imam-Platz mit den renovierten Fassaden ist weit entfernt.
Auf dem Rückweg nehmen wir uns zu fünft ein Taxi.
Foto: Isabelle Hiestand
OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.
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