The Drip

Wir wollten am Weihnachtstag die beiden so gelobten Ausflugsziele „Hands on Rock“ und „The Drip“ besichtigen. Bei solchen spontanen und individuellen Plänen sollte man in Down under einen hohen Zeitaufwand einplanen. Sie wissen schon! Die Beschilderung! Und da machte die Umgebung von Gulgong keine Ausnahme. Exakt nach Karte sind wir nördlich auf der Cope Road bis Ulan gefahren. Wie aber von dort weiter? Die Eisenbahn, die wir neben der Strasse seit Gulgong sahen, verschwand in einem Tal. Und wir hatten drei unausgeschilderte Weiterfahrvarianten zur Verfügung. Glücklicherweise klappte schon unser zweiter Versuch. Jetzt überquerten wir die Schienen der Bahn und gleich dahinter die Brücke des Goulburne River. Die Bahnlinie endete in einem großen Kohleabbaugebiet. Ulan war nicht nur schlecht ausgeschildert. Nein! Besser lieber keine Hinweisschilder als eventuell schlechte, muß die Devise der dortigen Behörden sein. Die große Tagebaumine durften wir auch nicht besichtigen. Weit vor dem Werk war die Strasse bereits gesperrt. Diese Anlage, und die vielen anderen Kohleabbaustätten, die wir bereits gesehen hatten, lassen uns verstehen, warum der Steinkohlenexport seit Jahren 30 bis 37 % des australischen Rohstoffexports ausmacht.

Also weiter nach Norden. Irgendwo muß links der Strasse die Zufahrt zu „Hands on Rock“ kommen. Aber wo? Wir fahren am westlichen Rand des Goulburne River NP, immer auf der Suche nach dem Abzweig. Die Gegend ist waldig und etwas hüglig. Diese Umgebung lässt uns ziemlich schnell die Trockenheit des Outbacks vergessen. Große Farne, endlose Wiesen und Weiden, grüne Bäume. Bald geht es ziemlich hinunter in ein Tal und die Berge des NP bleiben hinter uns. Wir hatten auch den Fluss schon überquert. Leider sind beide Ausflugsziele nicht in der Touristikkarte des Goulburne River NP eingezeichnet. Meist ein untrüglicher Hinweis, dass man auf die Sehenswürdigkeiten zwar irgendwo hinweisen muß, Besucher aber eigentlich nicht erwünscht sind.

Eine unbefestigte Strasse, die Durridgere Road führt nach Osten. Und laut Karte wieder zum National Park. Also versuchten wir es. Um nach 12 Kilometern Fahrt durch ein mal völlig anderes Outback an der Kreuzung zur Summerhill Road wegen ziemlicher Wegunebenheiten umzukehren. Also die Gravel Road wieder zurück. Jetzt, da wir keine Zeichen für „The Drip“ suchten, war endlich auch Zeit die Gegend zu genießen. Roter und weißer Sand, hin und wieder Basaltanhäufungen am Straßenrand, kleine Pinienwälder. Sogar einige Lizards ließen sich durch uns nicht beim Sonnenbad stören Welch Glück, dass Trockenzeit war. Die Durchquerung der Furten wäre wohl sonst nicht so einfach gewesen.

Wieder auf der Landstrasse bin ich, einer inneren Eingebung folgend, vor der Brücke über den River auf einem dort eigentlich sinnlosen asphaltierten Teilstück und einer darauf folgenden grässlich Huckelpiste zu dem dortigen Parkplatz gefahren. Welch Wunder. Am Ende des Platzes fanden wir den Hinweis auf einen 1,5 Km langen Walk zum „Drip“. 20 Minuten sollte man einplanen. Ob Herb Elliot oder Ron Clarke die Zeit getestet hatten? Wir brauchten über eine Stunde. Auch deshalb, weil wir einem falsch aufgestellten Schild folgten. Zunächst ging es ein Stück durch Niederbewuchs. Am Flusstal, führten Stufen hinunter zum fast trockenen Flussbett. Dort stand diese Schild „The Drip 200 Meter“ an einem Baum gelehnt und zeigte in Richtung Flussbett. Der Weiterweg wurde immer beschwerlicher. Schilf, Steine, Sand. Muscheln. Dazu die zunehmend höheren steinigen und zerklüfteten Uferhänge ließen uns, obwohl wir an ein er Stelle Campingüberreste fanden, nach 600 Metern an der Richtung zweifeln. Beim Rückweg sah ich oben auf einem Berg die metallisch glänzenden Gitter der Wegsicherung. Man hatte uns „geleimt“.

Felsen bei The DripAlso zweiter Versuch. Nunmehr liefen wir auf einem Hangtrampelpfad oberhalb des Flussbettes. Die Felsen sind in Jahrtausenden vom Wasser des Flusses geformt und ausgehöhlt worden. In den Höhlen leben Vögel und Insekten. Wir konnten aber nicht klären, ob die an der Decke hängenden Waben Nester oder Bienenbereiche sind. Immer weiter laufen wir neben dem fast trockenen Fluss. Die Trockenheit stört die übermannsgroßen Farnbereiche aber nicht beim Wuchern. Eine romantische und vielleicht auch ein wenig unheimliche Gegend. Die Felsen werfen skurrile Schatten auf den Weg und die Farne, die durch ihre Formvielfalt beeindrucken, haben ständig wechselnde auch Geistern ähnelnden Gestaltungen. Welche Kräfte der Natur haben hier gewirkt! Dazu die wie Schlangen am Boden liegenden Wurzeln der Bäume. Tief haben sie sich in die Felsen gekrallt. Unheimlich wirken ihre Aushöhlungen auf den Betrachter. Nach 650 Metern durchqueren wir eine tiefe, das Ufer begleitende Schlucht. Unten mündet ein Bächlein in den Fluss. Um diesen zu überqueren sind mit Beton gefüllte Fässer einfach in den Boden des Baches gesetzt worden. Keine schlechte Idee. Bald schon ist der Blick zum River, (Oder sollte ich auch Bächlein schreiben?); wieder da. Jetzt wird der bis dahin ganz gute Weg steinig, rutschig und leider auch ziemlich steil. Nicht gerade gemütlich, weil ein Abrutschen ziemlich gefährlich würde.

Und hier ragt ein einsamer abgebrochener Holzstab aus der Erde. Daran war bestimmt das Schild von vorhin befestigt.
The Drip in der nähe von Gulgong, AustralienStimmt! Denn nach 200 Meter kommt „The Drip“. Das ist eine etwa 200 Meter lange tief ausgehöhlte Steinwand, von deren Decken kontinuierlich Wasser nach unter tropft.
Das ist das Sickerwasser, was nach dem Regen durch die Steine der umliegenden Hügel, langsam und allmählich nach unten drängt und an den Bergklippen über dem Fluss wieder zum Vorschein kommt. „Es tropft auf den Stein“.

Gras wächst an der Felswand und Moos am Boden. Das herabtropfende Wasser hat einen kleinen Wasserlauf gebildet. Eine ziemlich feuchte Gegend. Bei besonderem Wetter und genügend Wasser soll der Fluss in der Sonne glitzern und glänzen, als ob Gold in seinem Bett läge. Die beschriebenen altertümlichen Bäume haben wir ebenso bewundert, wie die Steine und die Uferklippen. Aber die angeblich gut zu sehenden Spuren der Wallabies und Kängurus konnten wir nicht finden. Dieser Goulburne River, der dem National Park de Namen gibt, entspringt im Munghorn Gap, einer Lücke am westlichen Rand der Great Dividing Range, fließt zunächst nach Norden, vorbei an Ulan biegt er dann nach Osten ab, durchquert den National Park, um bei Sandy Hollow in den Hunter River zu münden, der dann bei Newcastle in Südpazifik fließt. Da wir noch zum Gap und auch den Besuch von Sandy Hollow planen, werden wir am Ende schließlich den Goulburne River von der Quelle bis zur Mündung verfolgt haben.

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