Der Murray River National Park Lock 4 - Der Murray River National Park

Der Murray River National Park

Ein schöner Tag. Schon warm am Vormittag. Durch eine grüne Flur, entlang schier endloser Weingüter, fuhren wir in Richtung Berri. Gleich am Ortsausgang von Loxton steht einen große „Weinfabrik“. In metallenen Abfüllbehältern lagert der Wein bis zur Auslieferung. Ein imposanter Komplex. Über 85 Tausend Tonnen Weintrauben werden hier jährlich ausgepresst. Natürlich sind wir den kurzen Abzweig zum Lock 4 zwischen Loxton und Berri gefahren.

Der Stau des Flusses durch das Schleusensystem zeigt, wie mächtig und behäbig der Fluss in seinem Bett liegt. Im Stromverteilerhaus wurden gerade Wartungsarbeiten durchgeführt, doch die freundlichen Angestellten hatten nichts dagegen, dass wir die Anlage besichtigten. Am interessantesten fand ich natürlich den Schleusenbereich für die Boote. Auf das Prinzip von Leonardo da Vinci hatte ich schon hingewiesen. Hier standen auf Tafeln noch die schon erläuterten ergänzenden Informationen zum Bookpurnong SALT Interception Scheme.

Salzablagerungen im Murray NationalparkAlso weiter zum Murray River NP. Der Nationalpark besteht aus drei Abteilungen. Dem ehemaligen Katarapko- Reserve; dem zwischen Lyrup und Renmark liegendem Lyrup Flats und dem Bulyong Island nördlich von Renmark und Paringa. Das Katarapko- Reserve ist ein beliebtes Ausflugsziel für Camper und Angler. Dieses Gebiet wird vom Fluss derart umgeben, dass es fast einer Insel gleicht. Man muß wissen, dass fast jedes Jahr 75 % dieser Flächen unter Wasser stehen. Eine Information, die wichtig ist, um überhaupt dort hinzu gelangen. Es soll einen Zugang vom Sturt Hwy zwischen Berri und Barmera geben. So sind wir diese Strasse lang gefahren, und bogen am einzigen Abzweig, der nach Süden führt ab. Eine faszinierende Fahrt durch ein Feuchtland während der Trockenperiode. Das jährlich abgelagerte Salz kommt in Zeiten der Trockenheit sehr deutlich zum Vorschein.

Salzflächen im Hinterland des MurrayGanz hinten am Horizont sieht man einen Vegetationsstreifen, der vielleicht am Murray River liegen könnte. Es ist alles trocken und staubig. Ich bin, wegen der fehlenden Hinweiszeichen, einfach nach Gefühl gefahren. Immer mal sandige Abschnitte, dann wieder vertrocknetes Gebüsch. Über eine tiefgefurchte Piste kommen wir zum Parkeingang (Echt wirklich!). Und die wollen doch allen Ernstes fünf Dollar pro Fahrzeug Eintritt haben. Also sonst zahle ich immer gern. Aber hier? Nein! Wir sind immer weiter gefahren. Der vertrocknete Gum Tree Wald nahm zu. Bald erreichten wir ein Gewässer. Auf dem Informationsblatt stand, dass hier Fische, kleine Krebse und Frösche im Wasser leben. Ein beliebter Brutbereich für viele Insekten. Ich glaubte nicht, dass das schon der Murray River war. Schätze, wir hatten mit viel Glück einen Nebenarm, nämlich den Katarapko- Creek gefunden. Solche Nebenarme sind beliebte Laichgebiete der Karpfen. Und das Laichen dieser Fische will man unter allen Umständen verhindern.

Australien befindet sich noch im Krieg. Trotzdem wissen alle Experten schon heute, dass man dieses Gefecht nicht gewinnen kann. „Die Invasoren haben uns total unterwandert“ schrieb Henry Jones 2004 im Herald Sun. Und er begründet dies mit der lakonischen Feststellung „Wir werden den Krieg gegen die Schädlinge verlieren!“

Unglaublich klingen die dort aufgeführten Zahlen. Zurzeit gibt es in Australien über 32.000 exotische, also Kontinent fremde Pflanzen. Dazu 73 eingeführte Tierarten, einschließlich 25 verschiedene Säugetierarten, 20 fremdländische Vögelsorten und vier exotische Reptiliengattungen. Und im Wasser ist es nicht besser. Jedes Jahr ergießen sich 150 Tonnen Ballastwasser internationaler Schiffe in die den Kontinent umgebenden Meere. Es wird vermutet, dass dieses Wasser verantwortlich ist für die über 250 maritimen Schädlinge, die man mittlerweile kennt.

Carl Screen, Karpfen Schläuse im MurrayCarp Screen MurrayÜberrascht war ich über den Übeltäter Nummer 1 auf der australischen Schädlingsliste. Im gleichen Jahr als Mr. Austin in Victoria die Kaninchen einführte versuchte man in den Flüssen der Ostküste Karpfen zu züchten. Aber das klappte nicht. 1961 gelangte jedoch eine besondere Züchtung aus dem Staudamm des Murray River nahe von Mildura durch Hochwasser in die umliegenden Gewässer. Ohne natürliche Feinde, und bei einer Produktion von 1,5 Millionen Eiern pro Fisch und Jahr, folgte eine ungehemmte Vermehrung. So haben die Karpfen jetzt schon in allen Gewässern das Sagen und unterdrücken die natürliche Vermehrung anderer Wasserbewohner. Im Murray Darling Gebiet bewirken die Karpfen nicht nur das teilweise Aussterben anderer Fischarten, auch die zunehmende Trübung des Wassers und die Verminderung des Nahrungsangebotes geht auf ihre Kappe. Der Kampf gegen den aus Asien stammenden Fisch ist noch vergeblich. 500 Tonnen Karpfen fischen Henry Jones und seine Fischer jährlich aus dem Murray Darling Gewässer. 2003 war ein Jahr der Trockenheit. Da steigerte man die Fangrate auf sagenhafte 5100 Tonnen. Ein Weg in der Bekämpfung könnte die genetische Manipulation zu „tochterlosen“ Fischen sein. Dann würde der Bestand irgendwann wieder zurückgehen. Der Kampf gegen die Umweltschädlinge ist mittlerweile ein 10 Billionen Dollar Projekt jedes Jahr.

Um die Fortpflanzung der Karpfen einzudämmen bauten die Australier sogenannte Karpfen Dämme (Carp Screens). Diese aus Steinen oder auch aus Aluminium mit verstellbaren Klappen hergestellten Dämme verhindern, dass trächtige dicke Karpfen durch die schmalen Zwischenräume in das ruhige Laichgebiet gelangen können. Die kleinen Karpfen wiederum können aus dem Laichgebiet in den River. Und die sind ein gern gesehenes Futter für allerlei Wasserbewohner.

Ansonsten war das eine bedrückende Einöde. Etwas mulmig wurde uns, als in einem Wagen vier jungen Männern am Karpfendamm ausstiegen und immer so komisch zu uns herüber sahen. Aber das klärte sich, als sie uns vor Bremsen warnten. Sie dachten, wir wollten an diesen Tümpel an der Camping Site zelten. Die gesamte beschriebene Vielfalt des Nationalparks, die erfrischenden Wanderwege, die vielen Vögel und sonstigen Tiere, das Kanu Fahren oder Schwimmen, all das kannst du im Hochsommer hier vergessen.
Piste zum Murray nationalparkEs gab da noch eine zweite Zufahrt von Berri unter der Brücke, vorbei am Rodeo Stadium, in den Nationalpark. Auf der Rückfahrt zum Sturt Hwy sind wir wieder kilometerlang neben unendlichen Weinplantagen gefahren. Und haben uns über diesen Kontrast der weitflächigen Salzebenen und den fruchtbaren Weinreben sehr gewundert. Unserem Toyota machte das nichts aus. Er meisterte alle Schwierigkeiten mit konstanter Zuverlässigkeit.

Berri ist ein kleines sauberes Städtchen, die neben dem Murray River liegt und als unverkennbares Wahrzeichen die große Autobrücke über den Fluss besitzt.

Booky Cliff Murray NationalparkNach dem Rodeo Stadion kam wieder eine Trockenpiste mit Sand, Geröll und kaum Bewuchs. Aber das besserte sich. Bald fuhren wir in einen grünen Bereich, der zum Murray River führte. Ohne Karte und Wegweiser waren wir zu den Booky Cliffs gekommen. Hier zelteten einige Touristen, die uns nicht gerade freundlich betrachteten. Mehrere Kinder schwammen auch im Fluss. Naja! Im Verhältnis zur trockenen Umgebung war das Grün ganz nett, die Klippen am anderen Ufere sehr sehenswert. Aber ansonsten? Da kann nur helfen, dass man von den Weingütern in der Nähe genügend flüssige Nahrung mitbringt. Ich schoss die entsprechenden Bilder. Dann fuhren wir zurück. Ach übrigens, die blauen Dreiecke, die angeblich den Weg markieren sollen, haben wir vergebens gesucht.

Foto: Dieter Tischendorf

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