Murray Bridge

Murray Bridge Sunset Lookout Der Sunset Lookout bei Murray Bridge

 Wenn man mal von der etwas kalten Nacht absieht, die für uns Outback Verwöhnte überraschend kam, ist Murray Bridge eine sehr schöne, sehr interessante Stadt. Und dieses Attribut kann ich allen größeren Orten, die wir auf unserer Fahrt zur Quelle des Flusses besuchten, zusprechen. Wenn ich mal Swan Reach dabei ausklammere.
Die angeblichen 9 Tausend Einwohner, die wir in einem aktualisierten Reiseführer von 2003 gelesen haben, verwunderten uns. Die Größe der Stadt und diese so geringe Einwohnerzahl passten nicht. Und dann bekamen wir in Visitor Centre die offizielle Einwohnerzahl genannt. In Murray Bridge leben 17,5 Tausend Einwohner. Das passte schon eher in das Bild der weitläufig angelegten Stadt mit den vielen Geschäften und Betrieben. Auch die deutsche Reiseführeraussage, dass die Stadt wenig zu bieten habe, kann nur jemand schreiben, der nicht dort war. Die unverkennbaren Attribute der Stadt sind die drei Brücken, die sich über den Murray River spannen. Da wäre zum einen die „Original Road Bridge“ am Ende der Main Street, die schon 1879 eröffnet wurde. Später, nämlich 1925, wurde diese Brücke durch eine Kombination einer Strassen- und Eisenbahnbrücke, die 100 Meter südlicher über den Fluss gebaut wurde, ersetzt. Und dann natürlich die neues Swanport Bridge, die im Rahmen des Autobahnbaus genau 100 Jahre nach der ersten Brücke eingeweiht wurde.
Wir wollten uns im auch am Sonntag geöffneten Visitor Centre mit allen notwendigen Informationen versorgen. Doch die öffneten erst ab 10.00 Uhr. Überall in der Stadt Menschen, auf den Sportplätzen Vollbetrieb. Master Games! Auch hier!.

Blick vom Sunset LookoutDa gab es aber ein Ausflugsziel außerhalb der Stadt, das einen unvergesslichen Blick auf den Fluss bieten soll und mit Sicherheit vom Sportbetrieb nicht frequentiert wird. Sunnyside Lookout! Liegt nach den Informationsblättern nur drei Kilometer außerhalb.
Doch wieder einmal verkohlten uns die Informationszeichen, die zum Teil natürlich auch fehlten. Nach längeren Suchen und fast schon Aufgeben, fanden wir den Sunnyside Lookout. 14 Kilometer außerhalb. Das kleine Hinweisschild ist wirklich kaum zu sehen. Aber die Fahrt und die Suche haben sich gelohnt. Von der Anhöhe hatte man einen weiten Blick ins Murray Land. Da der Wasserspiegel nicht gerade hoch war ist auch der „Uferbereich“, der eigentlich oft unter Wasser steht, gut einsehbar. Zwei Schiffe, die Bourke und die PS (Paddle Steamer) Queen sind hier gesunken.

Eisenbahnbrücke bei Murray BridgeEine Tafel erinnert an das Schiffsunglück. Nachdem wir uns reichlich an dem Anblick des Flusses, der sich durch die bergige Landschaft sein Bett schuf, erfreut hatten, fuhren wir zurück nach Murray Bridge. Ins Visitor Centre. Nicht aber ohne vorher noch ein Bild von den beiden Brücken im Zentrum der Stadt zu machen. Die vordere Brücke dient dem Zugverkehr und über die hintere Brücke, die auf dem Bild etwas undeutlich zu sehen ist, geht der Autoverkehr.
Als 1856 die Edwards Family als erste Weiße hier siedelten nannten sie ihre Liegenschaft Coninka. Diese befindet sich dort, wo nunmehr das Hume Reserve zu finden ist. An einem Flussknick, nördlich der beiden Brücken. Doch eine Bootsrampe gibt es dort noch. Unmittelbar neben dem Farmhaus überquerten früher überwiegend Schaf- und Rinderherden den Fluss, indem sie da durch schwammen. So hieß diese Furt bei den Viehtreibern bald Edwards Crossing. Zumal Mrs Edwards zusätzlich eine gern besuchte Gaststätte für die Viehtreiber betrieb. Diese wichtige Kreuzung von Nord Süd und umgekehrt lockte bald noch mehr Menschen an, um hier zu siedeln. Hunderte Leute stimmten 1860 dafür, die kleine Siedung Mobilong zu nennen. Bis dahin hatten sie eigentlich alle „Edwards Crossing“ für das Gebiet zwischen dem Rangierbahnhof und dem Fluss respektiert. Es hieß bei dem Ngarrindjeri People „Pomberuk“, was Meeting Place (Treffpunkt) bedeutet. Mobilong leitete sich von einem weiteren Namen der Ureinwohner für diese Area ab. Moop-pol-tha-wong war eine Aboriginal Bezeichnung für den „Hafen der Vögel“.

Long Island wiederum, die Insel im Murray River, ursprünglich Lentlin (Speer) genannt, blieb zunächst einer der spirituellen Plätze der Ureinwohner.
Aber mit dem Baubeginn für die erste Brücken 1873, die 1879 eingeweiht wurde, und mit der Landvermessung 1883 für eine Ortschaft, war die Respektierung vorbei. Schon 1884 lebten im Ort und im Umfeld 1.700 weiße Bewohner. Alle nannten den Ort nun Murray Bridge. Offiziell wurde dieser Namen jedoch erst 1924 in den Urkunden erwähnt.
Francis CadellMurray Bridge entwickelte sich ziemlich schnell als bedeutender Handelsplatz und zu einem Umschlaghafen mit Werft. Die Stadt hatte immerhin die einzige feststehende Brücke über den Murray River in SA. Zusammen mit den Häfen von Mannum und Goolwa nahe des Lake Alexandrina entstand ein blühender Handelsmarkt. Wer über Goolwa spricht muß unbedingt den Namen Captain Francis Cadell erwähnen. Cadell stammte aus Schottland. Und im Konkurrenzkampf mit seinen Rivalen Cpt. Randell wurde er zum bedeutendsten Pionier der frühen Besiedlung in Fragen Handel und Transport auf dem Fluss. 1852 erreichten William Randell („Mary Ann“) und Francis Cadell („Lady Augusta“) fast gleichzeitig auf der Wettfahrt von Goolwa nach Swan Hill das Ziel. So wurde der ausgelobte Preis von 8.000 Pfund Sterling geteilt.

Diesem Francis Cadell hat es der Ort Goolwa an der Mündung des Murray River zu verdanken, dass er ein Umschlagplatz für Waren wurde. 1848 kam der Schotte, der als Ostindienfahrer und auch auf dem Amazonas seemännische Fähigkeit bewiesen hatte, nach Australien. Von Anfang an interessierten ihn die Möglichkeiten der Schifffahrt auf dem Murray River und seiner Hauptzuflüsse. Er baute sich in Melbourne ein kleines Boot, ein so genanntes „Canvas Canoe“. Mit dem konnte auch gesegelt werden. Das Bott von Francis CadellDie Maße 7,5 x 1,32 x 0,62 Meter zeigten schon die Kühnheit dieser Seeleute. Ein bezogener Holzrahmen wurde durch Aufschmieren von Talk und zerlassenen Fett von Hammelkoteletts abgedichtet. Im Juli 1852 packte er das gefaltete Boot auf ein Pferd und marschierte ins Overland nach Swan Hill. Bei dieser Tour gelang es ihm in Bendigo vier Digger anzuheuern. Für eine Fahrt auf den Murray River! Ob diese Goldgräber damals wussten, auf was sie sich einließen? Aber Cadell und seine Crew schafften es. Das erste Ziel war, die Schiffbarkeit an und für sich zu beweisen. Dies gelang mit dem Erreichen des Lake Victoria, nahe der Grenze zu South Australia. Nun folgte seine nächste kühne Tat. Mit einem selbst konstruierten und finanzierten Dampfboot schipperte er durch die für unpassierbar gehaltene Murraymündung. Und einmal im Geschäft fuhr er sagenhafte 2400 Kilometer stromaufwärts. Überhaupt geht auch die Erprobung der Möglichkeiten einer Schifffahrt auf dem Darling River und auch dem Murrumbidgee River überwiegend auf Cadell zurück, der dafür sein ganzes Vermögen opferte. Später bekam er mit der Erforschung der Küste von Nordaustralien doch noch einen Regierungsauftrag. Wie auch Cook wurde er von Insulanern ermordet, bei ihm geschah das auf einer der Banda Inseln, einer Inselgruppe der Mollukken.
Sicher waren es solche Vorbilder, denen bald andere nacheiferten. Schon 1853 wurde auf einer Barge (Lastkahn) namens Eureka der erste Wolltransport auf den Fluss durchgeführt. Der Handelsweg von und nach Murray Bridge war eröffnet.

1884/85 erreichte die Eisenbahn die Stadt und 1886 kam es zu Bau der Zugverbindung zum Hafen. Am Anfang fuhren die Züge in der Mitte der Straßenbrücke über den Fluss. Aber darüber wird noch zu erzählen sein.
Dass in Murray Bridge bald ein Milch verarbeitendes Zentrum entstand, ist sicher auch der guten Verkehrslage zu verdanken. Die Milch wurde mit den Booten entlang des Flusses transportiert. Bis 1940 dominierten so genannte Milchboote auf dem Fluss, die die Milch von den Molkereien zur Weiterverarbeitung zur Milchfabrik brachten. Diese Fabrik lag etwas stromabwärts des Hafens. Eine einmalige Lagekombination, die es nur in Murray Bridge gab..
Die Brücken bei Murray BridgeSo geschah es auch mit den Mühlenprodukten der seit 1919 führenden Murray Milling Company. In Murray Bridge wurde mehr Weizen über den Hafen abgefertigt als sonst irgendwo in Süd Australien. Ausgenommen Port Adelaide. Bis zu 8000 Säcke Korn konnte so ein Lastkahn aufnehmen.
20 Dampfer oder Lastkähne im Hafen waren keine Besonderheit. Allerdings endete der Weizentransport auf dem Wasserweg so um 1940. Der letzte Dampfer mit Korn, der PS Kookaburra, verließ 1962 den Hafen.
Als eine Art Nebengewinn belieferte die Mehl- Mühle seit 1919 die Stadt mit Strom. Schmerzlich wurde diese „Selbstverständlichkeit“ vermisst, als 1920 in der Mühle ein Feuer ausbrach. Heute produziert die Mühle nur noch Viehfutter.

Foto: Dieter Tischendorf

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