Der Geburtshelfer von Echuca Henry Hopwood

Der „Vater“ der Zwillings Stadt von Moama hieß Henry Hopwood. Er wurde 1813 in Bolton, Lancashire geboren. Sein Vater war ein angesehener Musselin- oder Nesseltuchmeister. Zumindest zeugt davon eine silberne Schale, die er von den dankbaren Webern aus Bolton erhielt.

Aus der Jugend des Henry junior ist wenig bekannt. Er soll trotz guter Ausbildung mit einer Gruppe von Hehlern Geschäfte gemacht haben. Mit 19 Jahren, 1832, heiratete er. Und zwei Jahre später wurde dem jungen Paar ein Knabe geboren. Zu dieser Zeit war Henry bereits arretiert. Wegen Handel mit gestohlener Seide. Die Strafe lautet 14 Jahre Deportation. Das war an diesem bewussten Tag, als auch James Maiden in Lancashire zur Deportation begnadigt wurde. Nach Hopwoods Gefängnisaugzeichnungen, die noch vorhanden sind, soll das vor dem Schwurgericht in Lancashire geschehen sein. Eine zu bezweifelnde Angabe, weil sich das Schwurgericht damals nur mit Gewaltverbrechen, wie Mord, beschäftigte.

Hopwood kam im November 1834 in Van Diemen’ Land an. Und es startete in Port Arthur eine ungewöhnliche Häftlingskarriere. Nur ein Jahr brauchte er, um die Gefängnisverwaltung von seinem Willen zur Besserung und seiner Zuverlässigkeit zu überzeugen. Dann wurde er schon zum Polizeiwachmeister ernannt. Und er war verantwortlich für die Bewachung anderer Häftlinge. 1843 setzte man ihn sogar auf die Liste der Freigänger, die auch innerhalb des Strafvollzuges Privilegien hatten. Und 1846 kam letztendlich die zu erwartende Begnadigung. Obwohl er Frau und Kind in England hatte, nach der damaligen britischen Rechtsprechung reichte schon eine siebenjährige Trennung als ein Scheidungsgrund, konnte Hopwood in Australien noch zwei Mal heiraten.
Zunächst managte er auf der Tatalia Station die Siederei und Einkochabteilung, wo aus den Kadavern der alten Rinder Talg hergestellt wurde. Aber das war nur eine vorübergehende Beschäftigung, die auch keine große Zukunft hatte. Schon bald wurde er zum ernsthaften Konkurrenten von James Maiden, da Hopwood sich auf der anderen Seite des Flusses die Lizenz für Gasthof und Kahnstation verschaffte. So partizipierte er auch am Fleischhandel ins Goldfeld.

Seinen Gasthof nannte er „New Road“. Um anzudeuten, dass hier der beste Flussübergang auf der Stock Route (The Long Paddock) zwischen Deniliquin und Bendigo bestünde.
Nachdem Maiden kein Rivale mehr war dehnte er seine Besitzungen auch auf die andere Seite des Flusses aus. Ein Gasthof, ebenfalls „The New Road Inn“ genannt, Schuppen aus Steinen und Baumrinde, sowie Ställe entstanden. Er wurde bei den Handelsleuten bekannt und sein Geschäft florierte. Als 1854 der Regierungslandvermesser Phillip Chauncy die mittlerweile kleine Siedlung am Murray River aufsuchte fand er eine Gruppe von Gebäuden und Hütten vor, die auf der Landenge zwischen den zwei Flüssen Murray und Campaspe entstanden waren. Dazu Gasthaus, Rinderställe und eine Fähre. Eine Ortschaft, die unter den Reisenden „Hopwoods Ferry“ genannt wurde. Er regelte den ersten Landverkauf an Hopwood, dem sofort eine Ausdehnung und Ansiedlung aller möglichen Gewerke folgte. Bald, nämlich im April 1855, hieß der Ort Echuca. Diesen Namen hatte 1854 Phillip Chauncy vorgeschlagen. Er orientierte sich dabei auf die Bezeichnung der Ureinwohner, die damit „Wasser“ meinen. In diesen Zeiten schätzte man den Besitz von Hopwood schon auf 2.100 Pfund Sterling. Und es ging unter Hopwood weiter aufwärts mit dem Ort. Die Stechkahnära endete, als Henry 1857 eine Pontonbrücke über den Murray bauen ließ. Diese beschleunigte den Transport nach Bendigo derart, dass Maidens Stechkahntransport aus dem Rennen war. 1857 bekam Henry Hopwood vom Parlament als ein Zeichen der Anerkennung seiner Verdienste die Rechte für den Bau einer Zollpflichtigen Brücke über den Campaspe River verliehen. Die Stadt wuchs und gedieh. Darinnen auch Hopwoods Prestigeobjekt, das „Bridge Hotel“ von 1859. Er besaß mittlerweile Weingüter, weitflächige Gartenanlagen und eine eigene Sägemühle. 1858 heiratete er seine dritte Frau.

Nicht immer zur Freude der Bewohner kümmerte er sich auch viel um städtische Belange, um die Post, das Schulwesen und um die Herausgabe einer Zeitung, dem „Riverine Herald (1863)“.

„King Henry“ war damals sein Spitzname. Nach Kraft zehrenden „Grabenkämpfen“ mit der Großmetzgerei Mitchel, mit James Shakell, der ihm sein Brückenmonopol streitig machte, nach gehäuften Schiffsunglücken im Hafen zog er sich 1864 vom öffentlichen Leben zurück. Im noch heute stehenden Apsley House verbrachte er seine letzten Jahre. 1868 erkrankte er an Typhus und starb am 1.Januar 1869. Im Alter von 56 Jahren.

Er hinterließ eine blühende Stadt mit 1500 Einwohnern. Eine Stadt, die es ohne ihn nicht gegeben hätte. Er hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung des sogenannten „Great Inland“ des Flusses. Und obwohl er niemals direkt in den Flusshandel investierte, durch ihn stieg das Ansehen dieser Sparte sehr.

Henry Hopwood, dessen Leben so wenig vielversprechend begann, entwickelte sich zu einem Showman, einem Visionär und einem extrem harten Arbeiter. Viele warfen ihm Arroganz und Angeberei vor. Zu seinen Freunden war er immer loyal und hilfsbereit. Und die Show des Henry Hopwood geht auch nach seinem Tod weiter. So streiten sich nun Echuca und Melbourne, wo er eigentlich begraben sei. In beiden Städten gibt es ein Grab mit seinem Namen. Die Worte auf dem Grabstein sind identisch. In Echuca steht allerdings noch ein Granit Obelisk zu seinem Gedenken.

Hopwood MemorialAber auch damit waren die Überraschungen, die Henry Hopwood für „seine“ Stadt parat hielt noch nicht zu Ende. In Vorbereitung auf den 100. Jahrestag der Gründung der Twin Towns wurde 1965 ein Buch zu dieser Feier über die Städte geschrieben. Hier entdeckte die Historikerin Terry Anne Smith erstmals, dass Henry Hopwood ein von Tasmanien entlassener Sträfling war. Niemand hatte das vorher gewusst. Aber es kam noch schlimmer. Bei den Recherchen zum Buch über Echuca-Moama 1978 fand sie auch das Vorleben von James Maiden heraus.

Plötzlich gibt es sogar Hinweise, dass die beiden Gründungsväter sich auch vom Gerichtstag 1834 in Lancashire kannten. Nur Henry Hopwoods zweite Frau wusste von seinem Vorleben.

Was bleibt ist eine zusätzliche interessante Vermarktungsinformation für die Städte. Und die Schlussfolgerung, die ich schon immer vertrete:
„In Australia ist eben alles möglich!“

OzBus Reporter

Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.

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