Besuch bei Big Lizzy Das Mildura Grand Hotel - Besuch bei Big Lizzy

Besuch bei Big Lizzy

Ich habe es zunächst nicht bemerkt. Aber Gegend, Fluss, Boote und Menschen strahlen eine wohltuende Ruhe und Gemütlichkeit aus. Und das war in der Vergangenheit wohl nicht immer so der Fall. Oder?

Die historische Kirche am Hugh King Drive gehört nicht mit zum Chaffey Trail. Auch nicht das W.B. Chaffey Denkmal an der Ecke Deakin Avenue und Ninth Street.

Aber Nummer 2 auf der Karte weist das Mildura Grand Hotel als Sehenswürdigkeit aus. Das Hotel hieß früher mal Mildura Coffee Palast. Seine Wurzeln reichen zurück bis in die Gründungstage der Irrigation Siedlung. Die Übernachtungskosten liegen heute zwischen 100 bis 400 AUD. Und beim Spitzenpreis bezahlt man sicher auch einen Nostalgie Zuschlag mit.

Damit sind die städtischen Trail Standorte besichtigt. Nun geht es an den südlichen Rand der Stadt. Dort, wo der Fluss einen Bogen macht und Kings Billabong entstanden ist. Psyche Bend Pump Station heißt unser Ziel. Das wäre dann Punkt 7 auf der obigen Karte.

Was auf unserer Landkarte eigentlich recht nah aussah entpuppte sich als eine Kilometer lange, aber gute Strasse durch ein schier unendliches Wein- und Obstanbaugebiet. Wieder mal so eine nicht erwartetet grüne Oase. Und die bunten und gut erhaltenen Farmerhäuser signalisierten, dass hier Schmalhans kein Küchenmeister ist. Obwohl nicht ausgeschildert, haben wir das Kings Billabong Reserve trotzdem gefunden. Und auch den unbefestigten engen Weg, der vorbei an Seen (!) zum Fluss und zur historischen Pumpenstation führt. Die Station wird vom Nationalen Trust für historische Bauten verwaltet. Jeden Dienstag und Donnerstag zwischen 13.00 Uhr und 16.00 Uhr sind Führungen. Wir waren an einem Mittwoch dort. Mit dem Vorteil, allein zu sein.

Heizhaus der Pumpstation in MilduraAndächtig standen wir vor dem riesigen Heizhaus mit dem mächtigen Schornstein. Die hier eingebauten Maschinen und auch die Pumpen im Maschinenhaus haben zwischen 1891 und 1959 problemlos gearbeitet. Erst dann erfolgte die Umstellung auf Strom.

Chaffey Pumpstation„The Vision unfolding“, eine aufgeklappte Vision nannten die Erbauer einst ihr Pumpwerk. Die Chaffey Brüder realisierten damit ihre Grundidee. Und die war einfach und brillant. Das Problem bestand in dem Niveauunterschied zwischen dem Wasserspiegel des Flusses und dem des zu bewässernden Landes. Immerhin lag die höchste Stelle des Landes 92 Fuß (28 Meter) über dem Flussspiegel. Die scheinbar unlösbare Sache, das Wasser bergauf fließen zu lassen lösten die Chaffey Brüder mit einem „Billabong System“ Zunächst pumpte die Pumpstation am Fluss in vier Etappen den gleich dahinter, aber schon höher liegenden großen Kings Billabong voll mit Wasser. Von dort sorgte ein ausgeklügeltes Verteilungssystem mit einer Vielzahl von Pumpen für die gleichmäßige Bewässerung von zunächst einer 20 Tausend Hektar großen Fläche. Am Ende betrug die Bewässerungsfläche über 100 Tausend Hektar. Ein wahrhaftes Jahrhundertprojekt. Wir überlegten, ob wir auf einer staubigen Huckelpiste noch zur Red Cliffs Pumpenstation fahren sollten? Aber warum?
Wir hatten gesehen, was wir sehen wollten, wir hatten das System verstanden und bewunderten die Erbauer ob ihres Einfallreichtums und ihrer Beharrlichkeit in der Durchführung.

Bliebe als Zielpunkt des Trails noch Nummer 1, Big Lizzie in Red Cliffs. Der Vorort von Mildura liegt rund 15 Kilometer südlich. Eine schöne kleine saubere Ortschaft, der man die Lage im Outback auch nicht ansieht. Ein wirklich ansprechendes Einkaufszentrum, ein farblich sehr harmonisch abgestimmtes Stadtbild , viel Grün mit dem Stadtpark als Mittelpunkt. Dort stehen seit 1920 der mächtige Wasserturm und „Big Lizzie“, die eigentliche Sensation des Ortes.

Malle BuschlandAls „mechanisches Monster“ verschrien, war diese riesige einzigartige Maschine die rechte Hilfe seit 1915 für die heimkehrenden Soldaten, denen man Land, zum Teil Mallee Buschland, zugewiesen hatte, und die nun scheinbar unlösbare Rodungsprobleme hatten.

Vielleicht kann das nebenstehende Bild zeigen, was so ein Neusiedler dann vorfand. Weder das „Plattmachen“ des Geländes, noch das Herausreißen der dicken Wurzelen waren für Big Lizzie unlösbare Aufgaben. Und wenn auf unwirtlichem Boden Transportprobleme auftraten? Wenn die Weizenernte nicht zum Silo transportiert werden konnte? Es gab ja Big Lizzie. Irgendwie ehren die 2.700 Bewohner mit dem großen „Traktor“ auch die Begründerin ihrer Stadt. Ohne die Hilfe von Big Lizzie würde es Red Cliffs nicht geben.

Big LizzyBig Lizzy in Red Cliffs, AustralienWenn der 45 Tonnen schwere Koloss mit einer Länge vom 10 Metern einer Höhe von 5,5 Metern und einer Breite von 3,3 Metern mit mehreren Anhängern zum Beispiel 80 Tonnen Rohre transportierte, dann sprachen die Menschen mit Hochachtung und Recht von einem „Desert Train“.

Technische Daten von Big Lizzy in Red Cliff, AustralienFrank Bottrill, 1871 in Sturt (SA) geboren, erhielt 1906 das Patent auf einen „Great Nought Rider“. Ein Name, der sich vielleicht treffend mit „großen fahrbaren Plattmacher“ übersetzen lässt. Daraus entwickelte er Big Lizzie. Und die technischen Daten sind sehr beeindruckend. Ursprünglich war das „Ungetüm“ für den Wolltransport durch die Wüste in der Gegend um Broken Hill konstruiert. Hier musste das entscheidende Problem gelöst werden, damit sich Räder nicht mehr bei der Fahrt mit Regelmäßigkeit in den losen Sand eingraben. Da sich bei Big Lizzie durch die spezielle Radkonstruktion stets die Auflagefläche durch das Vorlegen einer eigenen Schiene vergrößerte, konnten gleichzeitig umfangreichere Lasten mit zwei Meilen pro Stunde transportiert werden. „Titanic of the Desert“ war eine weitere liebevolle Würdigung. Und das „Baum fressende Monster“, wie es auch genannt wurde, half dann ab 1922 am Murray River bei der Rodung. In einem Fernsehinterview bei ABC stellte George Negus am 6. Februar 2007 fest, dass schätzungsweise 15 Billionen Bäume allein entlang des Murray River zur Kultivierung des Landes gefällt werden mussten. Dazu brauchte man solche großen, überdimensionalen Maschinen.

Und Big Lizzie war ein Massenmagnet. Von weit her kamen die Eltern mit ihren Kindern, wenn Big Lizzie irgendwo zu besichtigen war.

Und zu jeder Zeit, wenn Big Lizzi von einem Einsatz zurück nach Red Cliffs kam, sangen die Kinder:

And Lizzie is coming home
Lizzie is on the way
Lizzie is arriving today
Got to get busy
Let's up for Lizzie
Lizzie's coming home!


Ein Stück australischer Geschichte steht da in Red Cliffs unter dem Unterstand. Und wir stehen staunend und sprachlos davor.

Das war unser Aufenthalt in Mildura. Und auf der Landkarte ist am Verlauf des Murray River zu sehen, dass wir nun weiter ostwärts nach Echuca Moama fahren werden. Das sind auf dem Sturt Hwy knapp 400 Kilometer. Und wie immer wird jede Menge unterwegs zu besichtigen sein.

Foto: Dieter Tischendorf

OzBus Reporter

Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.

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