Das schwimmende Bordell

The floating Brothel


Wo anders als in Süd Australien findet man Ansätze, um über die Rolle der Frau in der australischen Gesellschaft zu reden. In einen der Bücher habe ich schon diese Besonderheiten angedeutet. Vielleicht war das der Auslöser, dass ich bei Vorträgen über Australien häufig über meine Meinung zur Rolle der Frau in der australischen Gesellschaft gefragt werde.

Eigentlich müsste Down under ja eine Männergesellschaft sein. Schon bedingt dadurch, dass seit der Besiedlung durch die Europäer 1788 immer ein Männerüberschuss herrschte.

In dem Roman „Das Freudenschiff“ von Sian Rees wird erzählt, wie die Briten Ende des 18.Jahrhunderts weibliche Kleinkriminelle, Dienstmädchen und Prostituiert, in der Hoffnung im neuen Land eine bessere Chance als das Vegetieren in den kalten feuchten britischen Gefängnissen zu haben, nach Australien brachten. Aus dem Originaltitel „The floating Brothel“ (Das schwimmende Bordell) wird schon vor dem Lesen klar, wozu dieser Transport gedacht war. Befriedigung von sexuellen Bedürfnissen. Schon auf der Überfahrt mussten die über 200 Frauen die sexuellen Wünsche der 35 Offiziere erfüllen. Dabei nahm die Admiralität eine Schwängerung wohlwollend zur Kenntnis. Sollte doch so eine neue, englische Bevölkerung in Australien aufwachsen. Die der Kolonisatoren. Und bei einer Reise von über einen Jahr blieben Geburten nicht aus. 60 Garnituren Babywäsche führte die „Lady Juliana“ schon vorsorglich mit. Paare, die sich auf dem Schiff in einer echten Liebesbeziehung fanden, wurde bei einer Heirat in Australien 20 Hektar Land geschenkt. Und pro Kind gab es noch vier Hektar obendrauf.

Die Siedler in Sydney, die ein Schiff mit benötigten Utensilien erwarteten, waren zunächst enttäuscht. Über die dann erfolgte „Aufteilung“ der Frauen gibt es verschiedene Darstellungen und Versionen. Bleiben wird die Tatsache, dass die Briten wieder einmal Menschen wie Schachfiguren, unter Missachtung der primitivsten Persönlichkeitsrechte, behandelten.

Trotzdem wurden Frauen in Down under immer mehr respektiert und akzeptiert als in vielen anderen Ländern. Das liegt in der knapp über 200 jährigen Geschichte begründet. 1788 landeten unter Cpt. Phillip 1500 Personen in der Bucht des heutigen Sydney. Darunter befanden sich auch 249 Frauen, von denen 56 verheiratet waren. Statistisch kamen somit auf jede der Frauen 6 Männer. Probleme vorprogrammiert. Allein schon wegen der überheblichen und dünkelhaften Offizierskaste, aus dem später das berüchtigte Rum Korps hervorging.

Romantische Liebesgeschichten, die aber auch von der Härte des Lebens einer Frau in Down under berichten, gibt es zuhauf. Zumal vielen Männern in der Kolonie ziemlich schnell klar wurde, wie wichtig und lebensbejahend der Kontakt zu einer Frau ist. So entstand schon Ende des 18. Jahrhunderts in der Strafkolonie eine besondere Art Achtung und Rücksichtsnahme, die ansatzweise noch heute erkennbar ist. Zum Beispiel, als die Serviererinnen beim Oktoberfest 2005 die australischen und neuseeländischen männlichen Besucher als die höflichsten von den ausländischen Gästen einstuften. Eine Bewertung, die die Aussies bei Gesprächen in Down under immer gern zur Kenntnis nehmen.

Und diese Achtung vor Frauen nahm auch die Prostituierten nicht aus. Noch heute erinnern Tafeln oder kleine museale Zimmer an das Wirken einen „Miss Kitty“ irgendwo im Goldfeld. Und die Bordelltouren von Kalgoorlie, buchbar im Visitor Centre, haben noch heute regen Zuspruch.
Zu Beginn des Goldrausches 1851 kamen bei den 400 Tausend Australiern 142 Männer auf 100 Frauen. Und diese Relation besserte sich allmählich. Es dauerte jedoch bis 1947 (Populate or Perish!), dann war der Ausgleich erreicht. Von den 7,8 Millionen Einwohnern waren 3,8 Millionen Frauen. Trotzdem haben in der Altersgruppenverteilung die Frauen heute erst ab dem 60. Lebensjahr eine Mehrheit.

In der Migrationsforschung wurde die Zahl der emigrierenden Frauen viele Jahre stets unterschätzt oder nicht beachtet. Obwohl schon der Begründer dieser Forschung, der Demograph Ernest George Ravenstein, 1855 niederschrieb. „Frauen wandern mehr als Männer. Da mag denjenigen überraschen, der die Frau mit einem Leben im Haushalt assoziiert. Die Unterlagen der Volkszählung sind jedoch ein eindeutiger Beweis. Weiterhin wandern Frauen auch nicht bloß von ländlichen Gegenden in die Städte ab, um Beschäftigung im Haushalt zu finden, denn die Abwanderung in bestimmte Manufakturbezirke ist ebenso häufig. Die Werkstatt steht in harter Konkurrenz zur Küche.“

Weiterlesen: Emanzipation beim Aboriginal Volk

OzBus Reporter

Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.

Begleitet die OzBus Reporterin auf ihrer Tour

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