Es lag nicht an den Kamelen, dass die Expedition von Burke und Wills 1860 so tragisch endete. Tausende Melbourner verabschiedeten die Männer zur ersten erfolgreichen Süd- Nord- Durchquerung des Kontinents. Erstmals waren 25 Kamele und 3 Treiber mit von der Partie. Auf dem Rückweg starben Burke und Wills den Hungertod. Der dritte Begleiter King wurde von Aboriginals gerettet. Tragisch war dabei, dass das Reservelager für den Rücktransport mit der zurückgelassenen Mannschaft unter Leitung des deutschen Wilhelm Brahe, nach fast drei Monaten längeren Wartens als verabredet, wenige Stunden vor dem Eintreffen der Drei abgebrochen wurde.
Thomas Elder war ein Mäzen, mit dem Hintergedanken der wirtschaftlichen Nutzung, als er 1866 verschiedene Kamele, wie Arbeitstiere, Bergkamele oder auch schnelle Kamele nach Australien holte. Er gründete in Südaustralien ein Gestüt, neben dem die erste dieser Ghantowns lag. Als kommerzieller Kamelunternehmer verlieh er seine Kamele für Inlandexpeditionen, die er oft auch finanzierte. So wären viele Forschungsreisen von Warburton, von Roos, von Giles oder Lewis ohne die finanzielle Unterstützung von Thomas Elder nicht möglich gewesen Bis 1880 entstanden viele solcher Ghantowns aus Wellblech und Stallungen am Rande der Verkehrszentren. Der Transport war mittlerweile fest in den Händen der afghanischen Kaufleute und Händler. Über den halben Kontinent trugen die Kamele Farmausrüstungen und Bedarfsgüter in Gegenden, wo nicht mal Pferde arbeiten konnten.
Die Bilder von Karawanen, bei denen bis zu 70 Tiere durch Stricke an einem Nasenring hintereinander in der glühende Sonne laufen, sind in vielen Museen ausgestellt. Diese Karawanen, von den Caravaneers geführt, sicherten den Nachschub zu den Siedlern und den Minern. Sie brachten Vorräte und nahmen Wolle oder Mineralien mit zurück. Sie halfen den Siedlern beim Bestellen der landwirtschaftlichen Flächen. Und immer sind es diese einbuckligen Dromedare, die aus scheinbar unbetretbaren Gebieten die Waren zu den Häfen, zu anderen Handelszentren transportierten. Die Telegraphenleitung von Port Augusta nach Darwin 1870, der Bau der transaustralischen Eisenbahn durch das Nullabor vierzig Jahre später, wären ohne den Materialtransport durch Kamele nicht möglich gewesen. Haben die Australier ihrem treuen Freund und Helfer seinen Einsatz gedankt, nachdem ab 1930 der motorisierte Transport die Kamele ablöste? Sicher! Sie wurden nicht getötet, nicht gegessen, sondern in unbewohnten Wüstengegenden frei gelassen. Die dort heute noch lebenden Herden sind die Nachkommen des einst treusten und verlässlichsten Partners der Australier.
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OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.