The German Problem

The German Problem! Deutschstämmige Australier im Ersten Weltkrieg


Bei Ausbruch des 1.Weltkrieges waren 10% der Einwohner von SA eingewanderte Deutsche. Zum Teil schon in dritter Generation hier lebend. „Enemy alien (feindliche Ausländer)“ waren sie auf ein Mal. Die britisch orientierte Regierung beschränkte die australischen Staatsbürgerrechte der ehemaligen Deutschen. Plötzlich standen alle unter dem Verdacht der Kollaboration. Insgesamt 66 deutsche Straßen- oder Platznamen wurden geändert. Aus Hahndorf wurde Ambleside. Das wäre vielleicht noch gegangen. Aber mit zunehmender Kriegsdauer und den vielen zu beklagenden Verlusten wurden deutschstämmige Australier ein gesuchtes Ventil für die Wut und Verzweiflung. Manchmal in absurden Proportionen. So bedrohte ein harmloses süßes Berliner Brötchen plötzlich die nationale Sicherheit. Man nannte es in Australien „Kitchener Bun (Küchenbrötchen)“. Leider hieß der britische Staatssekretär im britischen Verteidigungsministerium Lord Kitchener. Der Brötchenname war eine Staatsbeleidigung und wurde unter Strafe verboten.

Schlimmer ging es mehreren hundert deutschen Männern, die man im Oktober 1914 auf Torres Island internierte. Die „deutschen Australier“ wurden geprügelt, beim Essen benachteiligt, mit Bajonetten verletzt und terrorisiert. Natürlich haben die Australier entsprechende Meldungen bestritten. Und das Bild des „Teutonia Gesangsvereins“ sollte von guten Bedingungen auf Torres Island zeugen. Wie auch immer. Die Gerüchte über die Scheußlichkeiten in diesem Internierungslager zirkulierten im ganzen Land.

Die Armee sah sich gezwungen, das Lager zu schließen. Die Internierten wurden in ein anders Lager nach NSW verlegt. Dort blieben sie für die Dauer des Krieges. Getrennt von ihren Familien, die sehen mussten, wie sie klar kamen. Viele verkauften Hab und Gut, um nicht zu verhungern. Einerseits bewundere ich die Menschen, dass sie trotzdem nach 1918 in Australien geblieben sind, denn entschuldigt hat sich bei ihnen niemand. Anderseits. Wo sollten sie denn hin? Weltweit tobte eine Weltwirtschaftskrise. Auch Australien blieb nicht verschont. Die Aussies haben das aber vornehmer als „große Depression“ bezeichnet. Die Inflation hatte ab 1920 zunehmend SA im Griff. 1933 waren 50 % der arbeitsfähigen Männer arbeitslos. Erstmals ist die Zahl der Auswanderer höher als die der Einwanderer.

Es kam zu Unruhen, Übergriffen, Protestmärschen. Der Waterside Workers Strike 1928 und der Beef March 1931 führten zu Auseinandersetzungen, die Polizeiaufgebote unterdrückten. Schuld hatten natürlich die nichtenglischen Zuwanderer. Es entstanden Vorurteile, die noch lange anhalten sollten. So breitete sich auch in Australien der Nährboden für den Faschismus aus. Als deutsche und italienische Faschisten eine Liga gründeten, hat das niemand verboten. Im Gegenteil. Der Zustrom von verfolgten Juden aus Europa wurde 1939 abrupt gestoppt. Plötzlich waren früher gesuchte Zuwanderer „Bloody Reffos (Verdammte Flüchtlinge)“. Die Regierung reagierte hilflos und träge auf die Not der Menschen. Oft hatte man das Gefühl, sie würde die Armen für ihre Armut tadeln. Das werden wir, wenn die Politiker in Deutschland ihre bevölkerungsfremde Politik von 2004 fortführen, hier bald auch erleben. Ausländerfeindlichkeit haben wir schon!

Und mit Ausbruch des 2. Weltkrieges gab es natürlich auch wieder Internierungslager. In den sechs Lagern bewachten die Aussies 1943 über 7000 Menschen. Deutsche, Italiener, Japaner und Kriegsgefangene. Über 22 Tausend Menschen registrierte die Regierung als verdächtig. Nicht die Nazis Australiens saßen dort. Nein! Sogar Deutsche, die vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten geflohen waren, die gegen den Faschismus gekämpft hatten. Widerstandkämpfer, gerade aus deutscher Haft entlassen, wurden gleich wieder als potentielle Feinde eingesperrt. „Das war aber alles nicht so schlimm“ meinen die Aussies, da die Internierten ja ein Berufungsrecht hatten und rund 1800 nach Einspruch wieder frei kamen. Eine interessante Weise der Vergangenheitsbewältigung.

Irgendwie hatte die Rassenidee der deutschen und italienischen Faschisten wohl aber doch Spuren hinterlassen. Und es gab ja auch noch britische Faschisten! Im Bestreben, nur noch nützliche Menschen einreisen zu lassen, stellten britische Behörden 1950 einen Normenkatalog des „idealen Einwanderers“ auf. Sie bestätigte damit den schon immer und besonders zwischen 1901 bis 1958 geäußerten Idealtyp des Einwanderers:

Ein weißer Brite! Unter 40- gesund- leistungsfähig- blond- blauäugig- Hautfarbe weiß- kein Kommunist- gut ausgebildet (Aber keine Voraussetzung!).

Das riecht doch sehr nach Herrenrasse! Oder?

Trotzdem hat sich der gesunde Menschenverstand wieder durchgesetzt. Der multikulturelle Vielvölkerstaat Australien bietet, wenn man es schafft dort rein zu kommen, jedem volle Anerkennung und Integrationsmöglichkeit. Die Normen für eine Einwanderung gibt es auch noch heute:

„Unter 40- gesund- leistungsfähig“ oder „über 40- gesund- nutzbringende Qualifikation“ oder „über 60 und wirtschaftlich sehr unabhängig“.

Die Hymne des Bundeslandes South Australia stammt von einem deutschen Emigranten. Ich glaube, das wissen die Südaustralier auch.

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