Tranby

Viele Touristen, die nach Australien kommen, interessieren sich sehr für das Leben und das Schicksal der Ureinwohner. Aber das Interesse ist nur oberflächlich, vielleicht noch von Mitleid geprägt. Kaum einer macht sich die Mühe, die historischen Zusammenhänge, an deren Anfang zweifelsohne eine völkerrechtliche Gräueltat der britischen Besatzer steht, genauer zu ergründen, um so zu verstehen, warum über 85% der Australier die Ureinwohner ablehnen. Diese Ablehnung beinhaltet die Wut des australischen Steuerzahlers, angebliche Nutznießer des Müßigganges, arbeitsscheue Bewohner des roten Kontinents, Alkoholiker usw. auf Steuerkosten weiterhin „durchzufüttern“.

„Es sind seit 1788 nunmehr 219 Jahre vergangen. Diese Zeit hätte gereicht, sich dem neuen Leben anzupassen! Nun ist Schluss“ meinen viele Australier und unterstützten die Politik der Howard Regierung gegen die Ureinwohner, um zunächst im Northern Territory wegen des Kinder- und Alkoholmissbrauchs durchzugreifen.

Dabei richtet sich die Aversion der weißen Bevölkerung nicht gegen das Aboriginal People allgemein. Diejenigen, die am normalen gesellschaftlichen Leben teilnehmen, die alle vielfältigen Angebote zur Weiterbildung und Qualifizierung nutzen, sind auch anerkannte Mitglieder der Gesellschaft. Hier möchte ich besonders die Bildungseinrichtung TAFE erwähnen, an der auch viele Ureinwohner das Rüstzeug für eine gediegene Berufsausbildung erhielten.

Glebe ist ein nicht so sehr bekannter Stadtteil von Sydney. Der Name kommt vom lateinischen „gleba“, was Scholle, Acker oder ein Stückchen Land bedeutet. Land, das 1789 von Gov. Phillip der Anglikanischen Kirche übergeben wurde. Ursprünglich ein Arbeiterbezirk kam es im frühen 20. Jahrhundert zur Gentrification: Die sozial schwächeren Gruppen verschwanden zugunsten sozial stärkere Einwohnerschichten. Das sieht man deutlich am Stil der Häuser in der Nähe der City und der Universität.

Auf dem Höhepunkt dieses Profilwandels wurde ein 1840 erbautes Gebäude die Heimstadt des „Aboriginal Cooperative College“. Das ehemalige Wohnheim für Erwachsene Aboriginal, die an der Weiterbildung der TAFE teilnahmen, verwandelte sich 1958 zum mittlerweile ältesten Aboriginal Ausbildungszentrum in Australien.

Der Reverend John Hope schenkte der Kooperative der Ureinwohner 1957 das Häuschen Nummer 13 in der Mansfield Street, das man nach einem Schiff, auf dem 1829 Methodisten nach Australien kamen, Tranby nannte. Ohne zu ahnen, dass sich hier unter der Leitung des in Missionsfragen erfahrenen Geistlichen Alf Clint stufenweise die erste Hochschule für Ureinwohner durch Intensivierung und Spezialisierung der Ausbildung und durch räumliche Erweiterung des ursprüngliche kleinen Gebäudes entwickelte. In Tranby studieren heute 150 Aboriginal Studenten, die ihr Studium mit einem staatlich anerkannten Diplom (VETAB) beenden können. Und es wird eine enge Zusammenarbeit zur Technischen Fakultät der University of Sydney gepflegt.
Es gibt Ausbildungskurse zur Aboriginal Geschichte und Kultur, Entwicklungshilfe und zur Befähigung, für das Aboriginal People mit legalen Mitteln gegenüber den staatlichen Stellen einzutreten.

So verwirklicht Tranby den Traum des Gründers Alf Clint, der schon immer meinte, es ist besser für das Aboriginal People, wenn sie selbst, und nicht die Missionen oder die Regierung, die Plantagen oder die Viehstationen besitzen. Für deren Betreibung braucht man aber Kooperationen untereinander. Und diese Betreiber können ihr diplomiertes Rüstzeug in Tranby erhalten.

So entstanden mit rühriger Hilfe von Tranby weitere Tochtergesellschaften, wie Blackbooks, The Aboriginal Development Unit und The Aboriginal Homeless Persons Hostel.

Das ist nach Meinung vieler Australier der einzig richtige Weg für die Ureinwohner, sich in die australische Gesellschaft zu integrieren.

So gesehen kommt Tranby eine unerhört große Rolle bei diesem Prozess zu.

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Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.

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