Geschichten aus der Traumzeit


ZUM GELEIT

Im Laufe der Jahrtausende haben die Ureinwohner oft von Stamm zu Stamm verschiedene Deutungen über Naturphänomene, wie Sonne, Mond, Feuer usw. gefunden.
Aber in einem waren sich alle Stämme oder Sippen einig. Nämlich in der Notwendigkeit, die Vergangenheit zu erträumen, um aus der Geschichte der Umstände in frühester Zeit zu lernen. Und für die Ureinwohner hatte jedes „Ding“ am erträumten Platz eine solche Geschichte. Auch, wenn die Aboriginal People gegenüber uns Weißen oft schweigsam oder sogar verschlossen wirken, besitzen sie doch die menschliche Fähigkeit des Mitteilungsbedürfnisses. Nur bei Ihnen äußert sich dies anders. Sie geben Erträumtes oder von den Vorfahren Überliefertes in Tänzen, spirituellen Gesängen oder rituellen Handlungen weiter.

Traumzeitgeschichten


Und immer wieder steht diese gemeinsame Verwandtschaft aller Dinge am Beginn der Welt im Mittelpunkt. Menschen, Tiere, Pflanzen, Bäume Blumen, ja sogar die scheinbar leblosen Steine, alles geht auf eine gemeinsame Zeit zurück. Und aus dieser Gemeinschaft entwickelte sich die Kultur der Ureinwohner. Eine Kultur, die nie die Wurzeln vergaß. Deren Folgen, wie Stammesbildung, Gesetze, unterschiedliche Sprachen, Steinzeichnungen, Tänze und Gesänge stets auf der erträumten Verwandtschaft aller Dinge zurückgehen. Es war eine durchgehende Kultur bis 1788. Und es blieb eine durchgehende Kultur, weil es den Weißen trotz intensiver Verfolgung, Tötung oder aber Christianisierung nicht gelang den Bezug der Ureinwohner zu ihrem Volk und zu ihren Wurzeln auszurotten. Im Gegenteil. Eigentlich wurde die Tradition der Weitergabe der „Traumzeitgeschichten“ durch Tänze und Gesänge sogar intensiviert.

Tänze, die berühmt sind, da sie vom Leben der Traumzeitwesen, von der Jagd, von der Liebe und der Sexualität, vom Leben in der Natur und in der Sippe erzählen. Mal tänzerisch, mal theatralisch, mal mit entsprechenden Gesängen untermalt. Das Land ist der Mittelpunkt! Und es wird im Auftrag der Wesen der Urzeit, im Auftrag von der großen Regenbogenschlange Wanambi, verwaltet und geschützt.

Manchmal schminken sich die Tänzer. Besonders dann, wenn sie Tiere nachahmen oder Naturgewalten darstellen oder aber bestimmte Typen der Gesellschaft verkörpern möchten. Oft werden zu diesen Zeiten diese „coroborres“, wie man solche Tanzveranstaltungen nennt, zu dramaturgischen Aufführungen, die auch mal mehrere Tage und Nächte dauern können. Und immer werden Tanz und Gesänge von rhythmischer Musik, erzeugt durch das Zusammenschlagen von Holzstöcken oder Bumerangs, begleitet. Oft spielt die fast zwei Meter lange Urbar Baum-trommel bei der Rhythmuserzeugung die „erste Geige“.


Didgeridoo


Ob die vielen europäischen Didgeridoo (auch Didjeridoo geschrieben) Laienspieler wissen, was für ein mythologisches Instrument bei Ihnen herumsteht? Diese lange, hölzerne, aus eine hohlen Ast hergestellte Bastpfeife symbolisiert die männliche Energie in dem erigierten Glied eines der Ahnen. Deshalb ist es Frauen verboten, darauf zu spielen. Echte Didgeridoos sind nach einem strengen Ritus von Gesängen und gesungenen Anweisungen hergestellt. Es gibt einen überlieferten Kodex, was man auf dem Instrument spielen darf. Dazu gehören auch Rituale bei der Behandlung von erkrankten Stammesmitgliedern. 

Wie ich Kapitel „Die älteste Kultur, die überlebte“ schon beschrieben habe gehörten Zauber und Magie von jeher zum Glaubensspektrum der Ureinwohner. Nicht weltfremd und desillusionierend, sondern daseinsbezogen. Magie, die zeigt, wie man Kranke heilen kann, wo man Nahrungsmittel oder Wasser in der Wüste findet.
Ist es nicht interessant, dass sich „Woodoo“ oder "Wudu", welches Bestandteil der Stammesreligion der Jeruba, das sind Süd- und Nordamerikaner afrikanischer Herkunft, auch bei den Ureinwohnern in dem von den Weißen benannten „Pointing the bone“ oder auch „stick“ der Ureinwohner wieder findet? Leider habe ich kein Wort der Ureinwohner für das Halten eines angespitzten Känguru Knochens durch den Medizinmann auf einen Kranken oder einen Straftäter gefunden. Eine magische Naturreligion, die wohl dem Leben in der Natur ihre Entstehung verdankt.
In australischen Gerichten besondern im Northern Territory ist es sich mittlerweile bekannt, dass die Rechtssprechung der Ureinwohner in vielen Fällen gegenüber ihren Stammensbrüdern härter und gerechter ist. Hat sich ein Ureinwohner gegen die Stammesgesetze vergangen, ist nach Abstimmung im Stamm eine Bestrafung nach den Tribal Law des Stammes beschlossen, verurteilt das weiße Gericht den Übeltäter meist zu einer geringen Strafe. Wohl wissend, dass die Gerechtigkeit den Angeklagten härter und gerechter im Stamm zur Rechenschaft ziehen wird. 
Diese Strafzeremonien sind Teil einer Aboriginal Bewegung, die wieder zu traditionellen Lebensweisen zurückkehrt. 

Verlorene Traumzeitgeschichten


Schon oft bin ich gefragt worden, wie diese Vielfalt der Geschichten aus der Traumzeit über Jahrtausende bekannt und ohne Niederschrift erhalten bleiben konnten. Ich bin davon überzeugt, dass wir nur die Spitze des Eisberges der vielen Legenden aus der Traumzeit kennen. Immerhin sind seit 1788 250 Sprachen und Dialekte von der Bildfläche verschwunden. Und mit ihnen sicher auch viele Geschichten. Beim Bau des Wivenhoe Dam in Queensland haben die Erbauer den Stamm der Gaiarabau vom Jinibara Volk in die Baumaßnahmen einbezogen. Das Unternehmen war seit 1960 geplant. So gab es genügend Zeit, um die heiligen Stätten der Ureinwohner zu berücksichtigen. Das letzte überlebende Mitglied des Darwarbada Stamme aus dem Caboolture Bezirk, Willie Mackenzie half dabei mit. Mit seinem Tod 1968 starb wieder eine der einst so vielen Sprachen der Aborigines aus. Und viele seiner Geschichten wurden nicht aufgeschrieben.

Es gibt noch eine zweite Erklärung für die Fähigkeit der Ureinwohner relativ schnell einen Trance- oder Traumzustand zu erreichen. Kannten sie bis zum Eintreffen der Europäer kaum Drogen? Es gab da nämlich eine Ausnahmen. Pituri, gewonnen aus den Blättern des Strauches Duboisia hopwoodii enthält als Aktivsubstanz Nikotin und Scopolamin. Letzteres fördert Halluzinationen. Ein Gemisch dieses Strauches (auch mit anderen Blättern) kauten die Ureinwohner, da es zur Fröhlichkeit führte und die Angst vor dem Kampf nahm. Aber auch, weil Pituri half, sich so schneller dem Trancezustand als Eintritt in die Traumzeit zu näheren.

Es ist außerordentlich bedauerlich, dass sich inzwischen die Standpunkte so konträr verhalten. Eine Annäherung scheint nicht mehr möglich. Steinzeit und moderne Zeit sind eben zu verschieden. Völlig undenkbar, dass die Weißen plötzlich nach den Gesetzen der Ureinwohner leben. Wir könnten aber ein bestimmtes Gedankengut, nämlich das Nachdenken über den Sinn des Lebens, über die Ver-gänglichkeit und über die Einheit mit der Natur auch im „ zivilen, modernen Leben“ so sehr gebrauchen.

Das stand aber 1788 nicht zur Debatte. Die Engländer betrachteten es als ihr angestammtes Recht, „unbewohntes Land“ zu annektieren. Und was wollte denn dieser kleine Haufen Wilder schon. Trotzdem galt es auch für die Weißen im täglichen Kampf zu bestehen. Gegen alle Widrigkeiten. Diese „Auseinandersetzungen“ machten die frühen Siedler für die Australier von heute zu echten Nationalhelden. Waren sie das wirklich? Oder waren das die Mitglieder des Aboriginal People, weil sie überlebten?
Im Folgenden werde ich versuchen einen Teil der mir bekannten Geschichten aus der Traumzeit der Ureinwohner in einer bestimmten Ordnung niederzuschreiben. Einige sind hier im Forum schon veröffentlicht. Aber vielleicht helfen die Konzentration und der Vergleich zu einem noch besseren Verständnis.
ditido

@ 01.06.2010

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